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Es war wieder restlos ausverkauft: das Konzert in der Bodega Macia Batle am vergangenen Sonntag. Kein Wunder, denn es stand Kammermusik vom Feinsten auf dem Programm, dargeboten von einem Künstlerensemble aus renommierten Musikerinnen und Musikern: Gastgeberin Nina Heidenreich auf der Violine, Llorenç Rosal (seit einem Jahr bei den Sinfonikern), Christine David, Pianistin bei den Wiener Philharmonikern und drei Tage zuvor noch unter Riccardo Muti auf der Berliner Waldbühne zu erleben, sowie als Stargast der Klarinettist Christoph Zimper, Preisträger internationaler Wettbewerbe und als Solist unter anderem mit den Wiener und Münchner Philharmonikern gefeiert.

Schon im ersten Werk der Matinee, der Violinsonate in e-moll, KV304 von Mozart bewies Christine David, dass der Umstieg von der ganz großen Bühne zum intimen Kammermusik-Saal ein Leichtes für sie war: perlend und elegant floss ihr Mozarts Musik aus den Fingern. Nina Heidenreich spielte mit vollklingendem, nuancenreichen Ton die Melodienbögen aus. Ursprünglich war die Sonate in D-dur, KV301 vorgesehen. Aber bei Mozart steckt ja auch in seinen moll-Werken immer eine Portion Dur. Obwohl die Sonate in Paris 1778 kurz nach dem Tod der Mutter entstand und die Trauer darüber wiederspiegelt, enthält sie auch Tröstliches. - Das im Anschluss erklingende „Gassenhauer-Trio“ von Ludwig van Beethoven (siehe meine Einführung) ist ein Kabinettstück für die Klarinette. Zimper spielte seinen Part hochvirtuos und mit grandioser Spielfreude. Sowohl der warme Klang als auch die Beweglichkeit seines Instruments kamen aufs Schönste zur Geltung. Der Cellist (zu dem man das OSIB nur beglückwünschen kann!) strafte Dvorak Lügen, der in seiner bisweilen etwas rustikalen Art übder das Instrument gesagt hatte „das Cello ist ein Stück Holz, das oben kreischt und unten brummt“. Wenn ein Solist seiner Klasse darauf spielt, kann von Kreischen keine Rede sein. Und das Brummen? Das war eher das wohlige Schnurren eines verliebten Katers. Christine David stellte auch hier wieder ihre kammermusikalischen Qualitäten unter Beweis. Der Humor, der in diesem Trio vor allem vom Klavier ausgeht, brachte das Publikum zum Schmunzeln.

Im Hauptwerk nach der Pause, dem Klarinettenquartett von Walter Rabl, verschmolzen alle vier Künstler zu einem exquisiten Ensemble. Rabl hatte mit diesem seinem Opus1 einen Volltreffer gelandet, von dem Johannes Brahms auf Anhieb begeistert war und sich für seine Verbreitung stark machte. Unbegreiflich, dass es dann in der Versenkung verschwand. Und umso erfreulicher, dass es dann doch noch wieder ausgegraben und gestern in all seiner spätromantischen Pracht zum Klingen gebracht wurde. Das Klavier wird stellenweise perkussiv eingesetzt, für die melodische Komponente zeichnet vor allem die Klarinette verantwortlich. Monolithische Themen wechseln sich mit konzertanten Passagen ab, Geige und Cello verdichten den Satz zu einem komplexen Stimmengewebe, das stellenweise an den späten Brahms erinnert. Die packende Wiedergabe – auf höchstem technischem Niveau – wurde mit begeistertem Applaus belohnt. Zum Dank gab das Ensemble noch einmal den dritten Satz zu.