Wer sagt, dass vegan langweilig ist? Leichte Paté aus weißen Bohnen und Kürbis mit roter Bete und Granatapfelkernen im Restaurant "La Mujer de Verde". | Gabriel Wolenik

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Beim Betreten des „Grá Irish Gastropub” in Santanyí fühlt man sich gleich wie zu Hause. Nicht nur die Freundlichkeit der beiden Eigentümer Donal und Andrea Farrell aus Dublin, sondern auch die Einrichtung des kleinen Irish Pubs mit veganer Küche in dunklen Tönen und rustikalen Materialien sorgt direkt für einen vertrauten, angenehmen ersten Eindruck. Auf jedem Tisch brennen Kerzen und im hinteren Teil des Pubs wird unter freiem Himmel gespeist. „Wir möchten einen Ort anbieten mit guter Atmosphäre und gutem Essen”, sagen beide. Beides gelingt: Was das Kulinarische betrifft, so zaubert Andrea – hauptverantwortlich für die Küche – zum Beispiel von Chicken Wings inspirierte, panierte, überzeugende Blumenkohlsprossen sowie köstliche Spinat-Falafel. Dazu gibt es ein Glas Guinness – auch vegan, wie Donal betont. An dem Abend des MM-Besuchs ist auch Emily Harnack anwesend. Die Deutsche sagt: „Das Grá ist der leckerste Laden. Alle meine Freunde bringe ich hierher. Andrea kocht mit so viel Herz.” Dass es so weit kommen konnte, verdanken Gäste einem Treffen des heutigen Ehepaares im Ferienhaus von Donals Schwester auf Mallorca anlässlich von deren 40. Geburtstag. Donald und Andrea heirateten und eröffneten später ihr Lokal in Santanyí.

Das war vor vier Jahren, kurz vor der Corona-Pandemie. Davor arbeitete Donal jahrelang im Gastgewerbe, zuletzt als Manager einer irischen Bar in Wien. Andrea war im Irish Pub ihrer Mutter in Cala d’Or tätig, das seit 24 Jahren existiert. Das Ehepaar suchte drei Jahre lang nach dem richtigen Standort und entschied sich für Santanyí, weil es der größte Ort in der Gegend sei.

In Palma, der größten Stadt der Insel, gibt es immerhin seit elf Jahren im ehemaligen jüdischen Viertel in der Straße Temple 4 das vegane Restaurant „Temple Natura”. Inhaber Alejandro Jaramillo Hincapie erzählt stolz die Entstehungsgeschichte: „Am Anfang hatten wir lediglich einen Bio-Laden. Die Initiative ging von meiner Mutter aus. Dann haben wir angefangen, kleine Speisen mit den von uns verkauften Produkten in einem eigenen Café anzubieten. Damit waren wir so erfolgreich, dass wir uns entschlossen, diesen Teil des Geschäfts vom Shop zu trennen. 2013 schließlich eröffneten wir unser veganes Restaurant.”

Der Genusstempel verfügt über einen idyllischen Innenhof, in den man durch einen schlichten Gastraum gelangt. Das sei Absicht, so Jaramillo Hincapie. Denn das Verblüffen, wenn man auf die pflanzenreiche, verspielt dekorierte Terrasse kommt, lasse den Besuch bei ihm zu einer Entdeckung werden.

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Serviert werden im Temple Natura beispielsweise vegane Pasta Carbonara oder süßer Möhrenkuchen. Die Zutaten für die Gerichte stammen teilweise aus eigenem Anbau: In Alaró habe man Land, auf dem Gemüse gezogen wird, erklärt der Inhaber, und aus den Früchten des Mandarinenbaums im Patio entstehe selbstgemachte Limonade.

Auf der anderen Seite der Altstadt, gegenüber der öffentlichen Bibliothek, befindet sich mit dem Trio Ramírez und seinem veganen Restaurant „La Mujer de Verde” ein großes Stück Erfahrung in Sachen pflanzenbasierter Küche: Bevor Vater Juanjo mit seinen Kindern Paula und Carlos das Lokal 2021 eröffnete, leitete er mehr als 40 Jahre sein eigenes und das erste vegetarische Restaurant Palmas. „Wir sind aufgewachsen in einer vegetarischen Küche”, sagen Paula und Carlos, „und für uns waren Lebensmittel gewöhnlich, die vielen Leute fremd vorkamen, wie zum Beispiel Quinoa oder Algen.”

Die liebevoll zubereiteten Speisen bei „La Mujer de Verde” bestehen überwiegend aus Gemüse und Hülsenfrüchten, die so wenig wie möglich behandelt wurden. Dazu kommen viele Kräuter und Gewürze. Sie würden versuchen, möglichst Zutaten aus der Umgebung zu verwenden, so Carlos, der in der Küche arbeitet.

Trinkwasser ist im Restaurant der Ramírez’ grundsätzlich kostenlos. „Das ist ein Menschenrecht und sollte daher keinen Preis haben”, betont Paula. Außerdem gibt es ein Mitgliedschaftsprogramm, mit dem Gäste bei jedem Besuch und mit Begleitung ein vergünstigtes Menü bekommen.

Die Insel Mallorca betrachten die Geschwister als Basis ihrer Idee: „Sie gibt uns alles! Die mallorquinische Gastronomie ist so reich und wir nehmen uns vor, ihre typischen Gerichte ins Vegane zu übersetzen.” Ihnen gehe es darum, Leute glücklich zu machen, bemerken Paula und Carlos, und das gelinge nun einmal mit am besten durch gutes Essen. Das nebenbei niemand darunter leide, sei umso schöner.