Der Hamburger hatte viele Jahre eine Finca in Porreres und rund 20 Jahre eine Mallorca-Kolumne im „Hamburger Abendblatt“. | Archiv Bungert

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„Heute nicht auf Malle?“ begrüßt mich kurz und flapsig eine ehemalige Kollegin. Ich sitze auf der Terrasse meines Lieblings-Cafés im Hamburger Stadtteil Volksdorf und lese das Mallorca Magazin. Das Blatt ist sozusagen druckfrisch, gerade erst am Kiosk im Kaufhaus Nessler im nahen Ahrensburg erschienen.

„Wir haben viele Mallorca Fans, die regelmäßig zu uns kommen und die Zeitung kaufen“, hatte mir der Verkäufer erzählt. Die Titelgeschichte in der aktuellen Ausgabe ist dem Hollywoodstar Michael Douglas gewidmet, der fast den ganzen Sommer auf der Insel verbracht hat. Für ihn sei Mallorca der schönste Flecken auf Erden, sagt er. Da kann ich ihm nur zustimmen.

Das Mallorca Magazin – in all den 50 Jahren seines Bestehens war es mein ständiger Begleiter auf der Insel. Meistens in meiner Eigenschaft als Reporter von „Bild am Sonntag“ und oft auch als Urlauber und Bewohner auf der Insel. 17 Jahre hatte ich eine Finca in der Nähe von Porreres, war sieben- bis achtmal im Jahr dort und genoss die Leichtigkeit des mallorquinischen Lebens. Fast 20 Jahre berichtete ich jeden Monat in meiner Kolumne „Grüße aus Mallorca“ im „Hamburger Abendblatt“ über das Neueste von der Insel. Ich bin Mallorca auch heute noch als Rentner treu geblieben, fliege immer wieder mal von Hamburg nach Palma.

Das erste Mal auf Mallorca war ich vor fast 60 Jahren für eine Reisereportage. In Arenal las ich die ersten Werbetafeln vor den Kneipen, die zum Essen einluden: „Futtern wie bei Muttern“. Und in Cala Millor entstanden die ersten Ferienhotels. 1971 wurde dann das Mallorca Magazin aus der Taufe gehoben, doch erst zehn Jahre später ging das Blatt so richtig an den Start. Wolfram Seifert hatte die Zeitung übernommen, war der neue Chefredakteur. Ein Profi, bisher bei der „Welt“ als Chef vom Dienst tätig, baute das Blatt völlig um, stellte eine gut funktionierende Redaktion zusammen.

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Ich kannte Seifert aus Deutschland, wir verabredeten uns zu einem Essen in dem beliebten Fischrestaurant Caballito de Mar am Paseo Sagrera, das heute leider geschlossen ist. Der gute Kontakt zur Redaktion war für mich künftig sehr hilfreich, immer wieder konnte ich bei Recherchen mit der Unterstützung der Kollegen in Palma rechnen. Denn Mallorca hatte sich zu einem Schau- und Tummelplatz für deutsche Journalisten entwickelt.

Immer mehr Geschichten wurden in den deutschen Redaktionen verlangt: Was machte Claudia Schiffer? Wann kommt die Königsfamilie? Welcher Strand ist „in“? Was planen die Politiker für die Zukunft mit der Insel? Automatisch wurde das Blatt zum Mittler zwischen der Insel und den Medien in der Heimat. „Wir hatten damals manchmal bis zu 100 Anfragen von deutschen Journalisten in der Woche“, berichteten damalige Mitarbeiter. Ein telefonisches Chaos bescherten der MM-Redaktion die Morde an dem Bierkönig Manfred Meisel, seinem Sohn und seiner Mitarbeiterin im November 1997. Bis heute wurden die Taten nicht aufgeklärt.

Oft ist es Bernd Jogalla, viele Jahre der Stellvertreter von Wolfram Seifert und später sein Nachfolger, der mir die mallorquinische Welt erklärte. Leider ist er viel zu früh gestorben. Oder Gabriela Kunze, die mich auf außergewöhnliche Ausstellungen aufmerksamen machte. Oder aber auch Alexander Sepasgosarian, der bei einer kräftezehrenden Kletterei aus einer Schmugglerhöhle an einer Felsenküste mir seinen letzten Schluck aus der Wasserflasche überließ, als ich kurz davor stand, schlappzumachen. Alex ist heute Chefredakteur des Mallorca Magazins. Und vor allem Nils Müller, mein Kollege aus Hamburg, der immer seinen Puls an der Zeit hat. Nils, 54 Jahre, ist der dienstälteste Redakteur des Blattes.

Der Einfluss des Mallorca Magazins auf die Berichterstattung der deutschen Medien ist groß geworden. Denn viele Redaktionen werten die Informationen von MM aus, zitieren das Blatt. Automatisch wird die deutschsprachige Zeitung von der Insel zu einem Werbeträger für die Insel. Ob es die Neugestaltung der Playa de Palma ist oder der immer besser werdende Service an Mallorcas schönen Stränden. Und wie geht die Lieblingsinsel der Deutschen mit der Pandemie um? Dürfen nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete ins Urlaubsparadies? Für wen gibt es Lockerungen? Jede Nachricht wird begierig aufgenommen und sofort weiterverbreitet.

Warum das so ist?
Mallorca ist immer gut für eine Story oder eine Schlagzeile.