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Bei der Premiere der Poleart Spain in Palma wird die Deutsche Yvonne Haug in der Jury sitzen und die Leistungen von rund 100 Sportlerinnen und Sportlern beurteilen. Haug gilt als Star der noch jungen Szene, die den Tanz an der Stange zum Leistungssport gemacht hat. Im Mai dieses Jahres ist die 49-jährige Berlinerin in London in der Klasse 40+ Weltmeisterin geworden.

An der vier Meter hohen, bis zu 50 Millimeter dicken Stange werden mit Muskelkraft in der Horizontale oder Veritkale verschiedene Figuren "getanzt" oder besser: gehalten. "Sie müssen laut Reglement einmal die gesamte Stange betanzen", sagt Haug. Das erfordert eine enorme Körperbeherrschung und Kraft.

Die ist auch notwendig, denn ein Sturz aus mehr als drei Metern kann gefährlich sein, Matten gibt es nicht. "Das würde nur dazu führen, dass immer mehr Sprünge oder Schrauben versucht würden, das soll aber keine Zirkusveranstaltung werden", sagt Haug. Sie startet bei Wettbewerben des Weltverbands IPSF, wo es klare Bewertungskriterien gibt. Das gefällt der ehemaligen Spitzensportlerin.

In den 80er Jahren galt Haug als größtes deutsches Kunstturntalent, gewann zweimal die deutsche Meisterschaft. Dann gab es Querelen mit dem deutschen Turnverband, sie sollte in Frankfurt statt in ihrer Heimat Berlin trainieren und ihren Privattrainer Jupp Hinz aufgeben. Irgendwann wurde der Druck für das Turnküken zu groß. Im Alter von 18 Jahren trat sie vom Leistungssport zurück und verpasste dadurch die Olympischen Spiele in Los Angeles. "Vielleicht hätte ich die noch mitnehmen sollen", sagt Haug heute.

Damals machte sie ihr Abitur nach und fing dann mit einem Bürojob an. "Es war schrecklich, mir hat der Sport gefehlt", erzählt sie MM. Sie hielt sich mit Fitness in Form, fand im Yoga einen wichtigen Ausgleich, joggte regelmäßig mit ihrem Windhund.

Es dauerte mehr als 25 Jahre, dass ihre Begeisterung wieder entfacht wurde. Im Fernsehen kam ein Beitrag über Pole-Dance. Der Stangentanz war auf dem Weg aus einschlägigen Etablissements in den Leistungssport. "Ich war sofort Feuer und Flamme", erzählt sie. Ihr Freund war weniger begeistert, es brauchte ein Jahr, bis auch er überzeugt war. "Anfangs wurde ich von anderen Sportlern belächelt", erzählt sie.

Das schmälerte ihre Freude an dem neuentdeckten Sport keineswegs. Haug wurde immer besser. Bei der "Night of Sports" in Berlin sorgte sie mit einem Pole-Dance für Furore, auch bei der Großproduktion "Show Me" im Berliner Friedrichstadtpalast wirkte sie zwei Jahre erfolgreich mit. Der Höhepunkt war aber der Weltmeistertitel in diesem Jahr. "Da habe ich meinen alten Kampfgeist wieder entdeckt, der ist mir doch eingeimpft", sagt sie.

In Palma wird sie allerdings einen "Poleart"-Wettbewerb bewerten. Dort gibt es mehr musikalische Elemente, die Tänzer und Tänzerinnen können Kostüme und Accessoires tragen. "Das finde ich extrem schön", sagt Haug, die spürbar glücklich ist, eine neue Leidenschaft gefunden zu haben. "Ich liebe die Tüftelei an neuen Tricks und Figuren. Vielleicht wird ja mal eine Figur nach mir benannt", sagt sie und lacht.

POLEART SPAIN IN PALMA

Die spanienweit erste Veranstaltung dieser Art

wird von Pole&Dance Mallorca organisiert und findet am 19. und 20. September jeweils ab 14.30 Uhr im Auditorium an Palmas Paseo Marítimo 18 statt. An den beiden Tagen treten bei den künstlerischen Poleart-Wettbewerben mehr als 100 Teilnehmer aus 19 verschiedenen Ländern auf, darunter die zweifache Europameisterin Alessandra Marchetti.

Eintrittskarten können über www.auditoriumpalma.com gekauft werden und kosten 20 Euro für einen Tag, im Abo für 2 Tage 30 Euro.