Der Sternenhimmel am mallorquinischen Tourismushimmel. | Foto: Jaume Morey

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Der Gast bekommt so viele Schlafpolster wie er möchte und kann aus dem "Kissen-Menü" mehrere Varianten auswählen. So stellt man sich den Komfort in der luxuriösen Fünf-Sterne-Kategorie vor. Und tatsächlich ist dieser Standard auf Mallorca und den Nachbarinseln seit 2011 so vorgeschrieben. Damals wurde hierzulande in abgewandelter Form das sogenannte "Hotelstars-System" eingeführt, das von mitteleuropäischen Ländern propagiert wird und weltweit Nachahmer findet. Vorgesehen sind darin für das Fünf-Sterne-Segment zum Beispiel auch eine Matratze im King-Size-Format (180x200), Schreibmaterial im Zimmer, frische Blumen oder ein anderweitiger Willkommensgruß sowie 24 Stunden am Tag Room-Service mit Menü à la carte.

Damit verfügen die Balearen spanienweit über ein Alleinstellungsmerkmal und arbeiten als einzige Region auf Grundlage einer Punkteskala, die sich allerdings etwas von der Hotelstars-Regelung unterscheidet. Während in Mitteleuropa für fünf Sterne 600 Punkte gefordert werden und für einen Stern 90 Punkte, sind es auf den Balearen 700 Punkte respektive 120 Punkte.

Zwar sind 70 Prozent der Kriterien identisch, jedoch gibt es auch Bereiche, die optional sind oder sogar über die Hotelstars-Norm hinausgehen. Extra-Punkte können sich die Hoteliers auf den Balearen insbesondere mit Grünflächen, Sportanlagen sowie zusätzlichen Baby-Pools verdienen, was dazu führt, dass eine Vergleichbarkeit mit anderen Ländern nur begrenzt möglich ist.

Branchenexperten gehen ohnehin davon aus, dass Sterne nur begrenzt aussagekräftig sind. "Entscheidend sind auch Punkte, die gar nicht erfasst werden. Eine große Rolle spielen Spa-Bereiche, das gastronomische Angebot und der individuelle Service", sagt Generaldirektor Oscar del Campo von der Hotelgruppe Starwood, die unter dem Dach des Schörghuber-Konzerns mit dem St. Regis Mardavall, dem Sheraton Mallorca Arabella Golf Hotel und dem Castillo Son Vida drei führende Häuser der Insel betreibt. Wie del Campo glaubt, zählen für die Gäste auch Markennamen wie Ritz Carlton, Hyatt oder St. Regis. Selbst wenn Hotels dieser Marken an manchen Standorten auf der Welt aus technischen Gründen nur vier Sterne trügen, würden sie vom Publikum trotzdem als luxuriös wahrgenommen. Einen wertvollen Beitrag dazu leiste laut del Campo oft auch die Gastronomie, die bei Starwood auf Mallorca generell aus zwei Restaurants bestehe und im Mardavall sogar über einen Michelin-Stern verfüge.

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Die Hotelkategorien hält del Campo vor allem für unabhängige Häuser für wichtig, da diese eben keine weltweit agierende Marke mit ihren Standards im Hintergrund hätten und schließlich Anhaltspunkte für eine qualitativ hochwertige Hotelausstattung bräuchten. Mit dem Sternesystem auf den Balearen zeigt sich del Campo im Wesentlichen zufrieden, auch wenn er sich noch mehr Vergleichbarkeit wünschen würde.

Ins gleiche Horn stößt auch Inma de Benito von Mallorcas Hotelverband Fehm: "Wir sind für eine stärkere Vereinheitlichung. 17 verschiedene Regelungen für die spanischen Regionen sind vom Kosten- und Verwaltungsaufwand her nicht vertretbar." Andererseits ist derzeit wenig politischer Wille erkennbar, an der aktuellen Situation etwas zu ändern. Schließlich gibt es in Business-Hotels wie in Madrid nicht die gleichen Bedürfnisse wie beim Golfen auf Mallorca oder am Strand auf den Kanaren, wo die Anforderungen Experten zufolge mit am höchsten sind, selbst wenn nicht nach Punkten gerechnet wird. 28 Quadratmeter Fläche muss dort ein Fünf-Sterne-Zimmer mindestens besitzen. Das ist doppelt so viel wie auf den Balearen, die in diesem Punkt weniger streng sind und auch hinter den meisten Festlandsregionen mit 17 Quadratmetern deutlich zurückbleiben.

Auch im Hotelstars-System ist eine geringe Zimmergröße jedoch kein K.O.-Kriterium, sie führt nur zu einem Malus. Während 30 Quadratmeter Durchschnittsfläche mit 25 Punkten bewertet werden, gibt es für 14 Quadratmeter lediglich zehn Punkte. Bei kleineren Räumen sind es null Punkte.

(aus MM 30/2015)