Schon bald werden sich Reisende von Mallorca nach Deutschland auf neue Regelungen einstellen müssen. | Archiv Ultima Hora

TW
25

Der Sommer, die klassische Urlaubszeit, ist vorbei. Im Herbst müssen sich Reisende von Mallorca nach Deutschland auf Änderungen einstellen. Die Bundesregierung will in den kommenden Wochen die Quarantäne- und Testvorgaben für Heimkehrer aus Risikogebieten ändern. Wie das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch gegenüber MM bestätigte, treten die neuen Regelungen am 15. Oktober in Kraft. Deutsche Medien sprechen aber von einem Termin im November, nach den Herbstferien. Offenbar kommt es zu Verzögerungen bei der Digitalisierung der Aussteigekarten.

Was würde die Neuregelung für Mallorca-Reisende bedeuten? Zunächst müsste jeder, der von der Insel nach Deutschland fliegt, für zehn Tage in Quarantäne. „Eine vorzeitige Beendigung der Selbstisolation ist aber durch einen Test frühestens ab dem fünften Tag nach Rückkehr möglich“, heißt es in der öffentlichen Abschrift einer Telefonschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefs der Länder. Ausnahmen von der Quarantänepflicht regeln die Landesbehörden.

In Nordrhein-Westfalen ist das Gesundheitsministerium zuständig. Die Corona-Einreiseverordnung schreibt vor, dass Menschen, die aus einem Risikogebiet nach NRW kommen, sich beim zuständigen Gesundheitsamt melden müssen. Von der Quarantänepflicht ausgenommen sind dort Grenzpendler sowie Menschen, die sich für weniger als 72 Stunden in dem Bundesland aufhalten, wenn sie etwa einen nahen Verwandten besuchen oder an einer Hochzeits- oder Trauerfeier teilnehmen.

In Sachsen wiederum ist das Staatsministerium für Soziales verantwortlich. In der dortigen Verordnung steht aktuell geschrieben, dass Durchreisende und Grenzpendler von der häuslichen Quarantänepflicht ausgenommen sind. Zudem heißt es: „In begründeten Fällen kann das zuständige Gesundheitsamt weitere Ausnahmen zulassen, sofern dies unter Abwägung aller betroffenen Belange vertretbar ist.“

Nach Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums soll es solche Ausnahmeregelungen auch weiterhin geben, die Zuständigkeit bleibe bei den Bundesländern. Unklar ist bisher, ob es künftig Mallorca-Residenten möglich sein wird, für ein Wochenende die Familie in der Heimat zu besuchen oder beispielsweise an Hochzeits- oder Trauerfeiern teilzunehmen. Denn eine fünftägige Quarantänepflicht würde solche Kurzreisen erschweren.

Seit Mitte August gilt Mallorca laut Auswärtigem Amt als Corona-Risikogebiet. Dass die Reisewarnung für Mallorca schon sehr bald fällt, gilt als unwahrscheinlich. Aktuell (der Bericht erschien in MM 39/2020 - Anmerkung der Online-Redaktion) liegt nach Angaben der Balearen-Regierung die 14-Tage-Inzidenz bei 164,16. Abgesehen davon befinden sich die Regierungen beider Staaten in Verhandlungen über einen quarantänefreien Reisekorridor. Ein Abschluss ist aber noch nicht in Sicht.

Deutschland und andere EU-Staaten planen derzeit, in Sachen Risikogebiete im Oktober ein „Ampelsystem” einzuführen. Ein Infektionsrisiko solle damit nicht pauschal ausgerufen, sondern für einzelne Staaten und Regionen unterschiedlich abgestuft angegeben werden. Die Einstufung hängt vom örtlichen Infektionsgeschehen ab.

Ähnliche Nachrichten

Wer als Deutscher von der Insel in die Heimat zurückfliegt, muss daher bis auf weiteres beachten: Es gilt eine 14-tägige Quarantäne zu wahren. Diese kann durch ein negatives PCR-Testergebnis beendet werden. Die Tests werden kostenfrei beispielsweise an deutschen Flughäfen und Testzentren durchgeführt. Steht das Ergebnis allerdings noch aus, muss der Urlauber sich zu Hause isolieren.

Zum 15. September hat Deutschland die kostenlosen Tests für Reiserückkehrer aus Nicht-Risikogebieten abgeschafft. Weiterhin gilt: Wer sich in den vergangenen 14 Tagen in einem Risikogebiet wie Mallorca aufhielt, hat innerhalb von zehn Tagen nach Einreise Anspruch darauf, den obligatorischen Test kostenfrei durchführen lassen zu können.

Möglich ist aber auch, mit einem negativen Testergebnis nach Deutschland einzureisen, um so die Quarantänepflicht zu umgehen. Die Probe für den Test darf maximal 48 Stunden vor der Rückreise entnommen worden sein und muss in einem Labor in der EU untersucht werden. Die deutschen Behörden wollen zudem das Ergebnis in deutscher oder englischer Sprache vorgelegt bekommen.

Auf Mallorca bieten solche Tests gegen Bezahlung Privatkliniken an, darunter auch das Deutsche Facharztzentrum in Peguera. „Seit Mitte August haben wir rund 2500 Testproben entnommen“, sagt Geschäftsführer Ulrich Esser. Die Proben werden in einen Labor in Deutschland ausgewertet. Das Testen sei ein erheblicher administrativer Aufwand. Esser selbst versendet immer in den frühen Morgenstunden die Ergebnisse.

Reisende in Richtung Deutschland füllen im Flugzeug ihrerseits eine sogenannte „Aussteigekarte” aus, auf der sie vermerken, ob sie bereits ein negatives Testergebnis vorweisen können oder nicht. Dieses Ergebnis fordert dann das je nach Wohnort zuständige Gesundheitsamt an. Die Ämter sollen Infektionsketten nachverfolgen und Quarantänen überwachen. Auch soll noch vor Ende September Tricksereien bei der Aussteigekarte ein Riegel vorgeschoben werden. Die Bundespolizei wird an Flughäfen die Angaben auf den Karten mit den Ausweispapieren der Passagiere abgleichen.

Ein Urlauberpaar teilte MM mit, dass das Gesundheitsamt in Pirna das Testergebnis auch drei Wochen nach der Rückreise noch nicht angefordert hatte. Beim Landratsamt wollte man auf Nachfrage den Fall prüfen. Von ähnlichen Erfahrungen kann auch Ulrich Esser vom Deutschen Facharztzentrum berichten: „Was mir unsere Patienten erzählt haben, ist, dass die Gesundheitsämter einiger Bundesländer wie Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nach 72 Stunden die Testergebnisse sehen wollten. In anderen Bundesländern wurde hingegen nie nachgefragt.“

Coronafälle sind sowohl in Deutschland als auch in Spanien meldepflichtig, Infektionen werden an die Gesundheitsämter und das Robert-Koch-Institut übermittelt. Wer auf Mallorca positiv getestet wird, tritt mit den hiesigen Gesundheitsbehörden in Kontakt. Gesundheitsminister Jens Spahn betonte am Montag in einem Interview mit der „Rheinischen Post”: „Nicht notwendige Reisen in Risikogebiete sollte man ganz vermeiden.“ Man wolle verhindern, dass Reiserückkehrer nach den Herbst- oder Weihnachtsferien die Infektionen im Lande wieder ansteigen lassen.

(aus MM 39/2020)