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Frisches Obst und Gemüse, viel Fisch und wenig rotes Fleisch, immer eine Karaffe Olivenöl extra virgen zur Hand, und sogar ein Glas Rotwein am Tag ist erlaubt. Die Mittelmeerdiät genießt auf Mallorca nicht nur den Status eines immateriellen Unesco-Kulturerbes (seit 2010), sondern seit Kurzem auch höchste wissenschaftliche Anerkennung.

Eine spanische Langzeitstudie mit 7500 Teilnehmern - darunter auch 652 Freiwilligen von Mallorca - hat nachgewiesen, was Ernährungsexperten schon lange vermuten: Die traditionelle Ernährungsweise rund ums Mittelmeer ist ein wahrer Gesundbrunnen. Gegenstand der Studie, die es in die renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt und bis auf die Titelseite der New York Times geschafft hat, waren ausschließlich Menschen mit einem Alter zwischen 55 und 80 Jahren sowie Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht oder hohen Cholesterinwerten.

Dass die Herzinfarktrate in dieser Gruppe mit 170 pro 100.000 Einwohner in Südeuropa mehr als viermal niedriger ist als in Deutschland oder den USA war schon länger bekannt. Warum das so ist, wird aber erst durch die Studie klar. Kalt gepresstes Olivenöl und Schalenfrüchte wie Haselnüsse und Mandeln haben sich darin als die eigentlichen Lebensretter erwiesen. Im Unterschied zu einer Vergleichsgruppe mit einfacher fettarmer Ernährung, lag die Herzinfarktrate bei Patienten mit einer Tagesration Olivenöl oder einer Kombination aus Schalenobst und Olivenöl nochmals 30 Prozent niedriger.

Im Zeitraum von 2003 bis 2012 wurden die Teilnehmer von Hausärzten und Diätassistenten begleitet. Neben Einkaufslisten für den Alltag bekamen sie im Gesundheitszentrum auch Olivenöl sowie Nüsse und Mandeln auf Vorrat, um die Einhaltung der Versuchsbedingungen sicherzustellen.

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Mit durchschlagendem Erfolg: Nicht nur das Risiko für Herzkrankheiten sank signifikant, es waren auch weniger Fälle mit Bluthochdruck und Gehirnschlag zu verzeichnen. "Verantwortlich dafür sind die langkettigen pflanzlichen Fettsäuren", sagt Mallorca-Ernährungsberaterin Elisabeth Wiehart, "Olivenöl oder Mandelfett hält das Blut in den Adern geschmeidig, wissenschaftlich ist das kompliziert, man kann es sich aber wie Weichspüler in der Wäsche vorstellen."

Positiver Nebeneffekt: Durch die Pflanzenfette steigt die Blutkonzentration des sogenannten "guten" Cholesterins (HDL), während tierisches Fett das gefährliche LDL-Cholesterin nach oben treibt. "Diese Fettpartikel werden vom guten Cholesterin eingeschlossen und aus dem Körper gespült."

Eine Diät im eigentlichen Sinn ist die Mittelmeerküche übrigens nicht. Es handelt sich um eine natürliche Ernährung, mit der man schon deswegen auf einen ausgewogenen Kalorienhaushalt kommt, weil sich Olivenöl aufgrund seiner Temperatureigenschaften weder zum Braten noch zum Frittieren oder Panieren eignet. Ideale Voraussetzungen also, um den ärgerlichen Jo-Jo-Effekt nach kurzlebigen Ernährungsumstellungen zu vermeiden.

"Etwas Sobrassada oder ein halbes Würstl am Tag sind dann auch kein Problem mehr", spielt die Österreicherin Wiehart auf die bisweilen etwas fett- und schweinefleischlastige Küche auf Mallorca an.

Was aber nur für die ältere Generation gilt, denn mit Burgern, Cola, Chips und Schokoriegeln dürfte die Ernährung vieler junger Spanier kaum im Sinn der Autoren der nun erschienenen Studie sein, deren Kürzel PREDIMED für "Prevención con Dieta Mediterránea" steht. Wie sich Herzkrankheiten und Sterblichkeit entwickeln, bis die nächste Generation ins kritische Alter kommt, bleibt also möglicherweise einer neuen Langzeitstudie mit weit unerfreulicheren Ergebnissen vorbehalten.