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Es gibt wenige Barkeeper, die sich mit Gin Tonic besser auskennen als er. Seit 20 Jahren ist der Mode-Drink sein Steckenpferd. Rafael González ist in Palma so etwas wie der Pionier des Gin Tonics: "Ich habe dieses Getränk schon gemixt, als auf Mallorca noch kein Mensch danach verlangte." Der Chef-Mixer aus dem "Barito" reist durch ganz Europa, um seine Kreationen an den Mann zu bringen. Sein Weg hat ihn schon bis zur Formel 1 nach Monte Carlo geführt.

"Für mich gibt es nichts Besseres als einen guten Gin Tonic", sagt er. Damit das Ergebnis stimmt, gilt es einige Regeln zu befolgen. "Obwohl es fast überall gemacht wird, sollte Gin Tonic nicht in den großen, bauchigen Gläsern serviert werden. Die Eiswürfel können darin zu leicht zirkulieren, lösen sich schneller auf und verwässern so den Drink." González benutzt deshalb nur schmale, hohe Gläser. "Ich nehme immer genau fünf große Eiswürfel, unter gar keinen Umständen Crushed Ice!"

Das Eis landet als Erstes im Glas. Anschließend reibt González den Glasrand und den obersten Eiswürfel mit etwas Zitronenschale ein. Dann kommt der Gin dazu, immer genau fünf Zentiliter. "Er ist das Herzstück des Drinks. Ich habe allein 70 verschiedene in der Bar", erklärt González. "Es gibt stärkere, schwächere, blumige, beerige, einer schmeckt nach Thymian, ein anderer hat nicht einmal Wacholder als Inhaltsstoff, sondern Weintrauben", führt er weiter aus.

"Vor allem Frauen fragen mich oft: Hast du auch einen süßen Gin Tonic? Ich benutze dann einen sehr blumigen Gin, der ein wenig nach Rosen duftet und natürlich, wie könnte es anders sein, von einer Frau hergestellt wird."

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Ist die Hauptessenz einmal im Glas, veredelt González das Getränk mit verschiedenen Zutaten: "Hier gilt: Erlaubt ist, was schmeckt. Ich benutze Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, essbare Blüten, Tomaten, Zitronen, Orangen, Chilischoten und vor allem Radieschen. Diese eignen sich ganz besonders gut. Zu jedem Gin passt natürlich eine andere Zutat. Einfach so mischen sollte man sie nicht." Zuletzt wird mit Tonic Water aufgegossen. González lässt es langsam über einen Löffel ins Glas laufen. "Der Gin Tonic ist dann sofort trinkbereit. Man muss weder umrühren noch mit einem Strohhalm darin herumstochern. Er wird einfach so getrunken."

Schwierig sei es, sich heute von der breiten Masse abzusetzen, sagt der erfahrene Barmixer. "In Spanien trinkt man überall Gin Tonic. Ich glaube, in jedem europäischen Land wird ein Gin nur für den spanischen Markt produziert, da muss man als Barkeeper schon ausgefallene Ideen haben, um besser zu sein als die anderen." In Monaco hat sich González deshalb etwas ganz Besonderes einfallen lassen: "Ich habe einen Gin Tonic mit Languste gemacht. Genauer gesagt, mit den Fühlern des Tieres. Sie haben dem Getränk eine salzige Meeresnote verliehen, es hat hervorragend geschmeckt."

Gin, so González, eigne sich aber auch für andere Getränke. Seine Favoriten sind Margarita mit Gin statt mit Tequila, ein Gin-Mojito, bei dem der Wacholdergeist den Rum ersetzt, und der Klassiker, bekannt aus allen James-Bond-Filmen: Dry Martini, stil-echt mit einer Olive serviert. "Auf unserer Nachbarinsel Menorca wird gerne 'Pomada' getrunken. Der Gin wird dabei mit Zitronensaft gemischt. Es schmeckt himmlisch, aber ich muss davor warnen: Für den Magen ist es nicht gerade bekömmlich", so González. Für ihn ist und bleibt der klassische Gin Tonic bis heute der beste Cocktail der Welt.

(aus MM 32/2014)