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Gelbe Quitten, rote Granatäpfel, orangene Clementinen und Kaki-Früchte, tief-violette Trauben, grüne Äpfel, lila Süßkartoffeln und Pilze in allen Brauntönen: Die Obst- und Gemüsestände auf Mallorca leuchten wie ein deutscher Laubwald im Herbst.

Was jetzt Saison hat, und dazu noch von der Insel kommt, schmeckt am besten, sagt Bernat Contesti. Der mallorquinische Bauer und Händler muss es wissen; schon in vierter Generation betreibt seine Familie Obst- und Gemüsehandel auf der Insel. Um ihren Stand im Santa-Catalina-Markt in Palma drängen sich Einheimische und Touristen, kaufen Mangold und Feigen, Rettich oder Paprika und lassen sich Pfifferlinge (picornells) und Blutreizker (esclata-sangs) für die typisch mallorquinischen Herbstgerichte einpacken.

"Die Pilze haben jetzt Saison, die bekommt man hier nicht im Mai oder Juni", sagt Bernat. Es sei ohnehin immer sinnvoll, lokale Produkte der Saison zu kaufen, das garantiere das beste Aroma. "Tomaten bekommen Sie natürlich das ganze Jahr über, aber von Juni bis August ist ihr Geschmack einfach unübertroffen."

Typische Inselprodukte würden übrigens immer seltener. "Hier wird mittlerweile vieles angebaut, was es in anderen Regionen Europas auch gibt. "Selbst Fenchelknollen oder Kohlrabi, die es vor 20 Jahren hier nicht gab, findet man mittlerweile fast überall. Aber es ist eben ein großer Unterschied, ob die Tomaten oder Artischocken auf unseren Feldern geerntet wurden oder aus Holland importiert sind."

Die Kunden verlangten natürlich auch Mango, Ananas, Papaya oder Bananen, die deshalb importiert würden, aber die mallorquinische Erde gebe eigentlich das ganze Jahr über ein so reiches Angebot her, dass sich Importe nur der Preise wegen lohnten. Oft sei eben Obst oder Gemüse aus auswärtigen Großbetrieben wesentlich günstiger als die Produkte mallorquinischer Bauern.

Mit Ausnahmen wie zum Beispiel Zitrusfrüchten, die im Winter auf der Insel Hochsaison haben. Die ersten Clementinen - süß, saftig und kernlos - liegen im Oktober an den Ständen. "Die meisten wissen, dass jetzt Pilz- oder Quittenzeit ist, aber dass man mit Clementinen nicht erst bis Weihnachten warten muss, ist vielen fremd", sagt Bernat. Mallorquinische Feigen hingegen gingen langsam zur Neige. "In diesem Monat sind sie noch gut, dann verschwinden sie."

Im November geht es den Händlern zufolge dann weiter mit Zitronen, Süßkartoffeln, Sellerie oder den Pilzen, die auch in anderen Ländern zum typischen Herbstangebot gehören. "Man kann eigentlich kaum ein Obst oder Gemüse auf einen Monat festlegen, es geht eher um Jahreszeiten." Zum typischen Winterangebot von Dezember bis Februar gehörten auf Mallorca beispielsweise Artischocken, Orangen, Grapefruits und auch Honigmelonen oder Blattgemüse wie Mangold oder Spinat.

Ab Februar oder März gebe es dann die ersten Erdbeeren, doch - so warnt Bernat - "richtig gut schmecken sie eigentlich nur von April bis Juni". Kartoffeln würden auf Mallorca zweimal pro Jahr - im November und im Frühjahr - geerntet.

Typische Sommerfrüchte seien Aprikosen, Nektarinen, Kirschen oder Pfirsiche. Wer junges Gemüse liebt, sollte laut Bernat ebenfalls auf Saisonangebote achten: grüner Spargel oder Erbsen und Bohnen seien von März bis Mai besonders köstlich, Paprika, Avocados oder grüne Bohnen im Sommer. Radieschen oder Rote Beete hätte hingegen das ganze Jahr über Saison und schmeckten eigentlich immer gleich.

Weißen Spargel, Rhabarber oder Grünkohl aus mallorquinischem Anbau sucht man wegen Bodenbeschaffenheit oder Klima übrigens vergebens, dafür kommen laut Bernat besonders im Sommer wieder spezielle Inselfrüchte in Mode: Wer die kleinen, apfelartigen Früchte des Azaroldorns (acerolas), echte Mispelfrüchte (nispolas, nicht zu verwechseln mit den ähnlichen "nisperos") oder die warzigen, etwas mehligen Früchte des Erdbeerbaumes (madroños) findet, sollte deshalb zugreifen.

(aus MM 42/2014)