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"Ich habe mich vor zehn Jahren schon vegan ernährt", erzählt Nicole van Rijen, "damals war es noch wesentlich schwieriger als heute." Die Veganerin aus Wien hat im Dezember gemeinsam mit ihrem Mann Ullrich van Rijen die Eisdiele "Cream Crew" im Santa-Catalina-Viertel (Carrer Soler 21a) eröffnet.

Das junge Paar bietet 18 Sorten Eis an, alle sind nicht mit Kuhmilch und Sahne, sondern mit pflanzlichen Alternativen hergestellt. Die van Rijens produzieren ihr Eis in einer Fabrik im Industriegebiet Son Castelló selbst. "Wir achten auf hochwertige und biologische Inhaltsstoffe", sagt Ullrich van Rijen. Für die Sorte Orange-Ingwer beispielsweise presst das Paar sechs bis acht Kilo Orangen aus. Das Schoko-Eis stellt geschmacklich die Alternativen konventioneller Eisdielen in den Schatten und die Geschmacksrichtung gesalzenes Karamell lässt Erinnerungen an Urlaube in Frankreich wach werden. "Cream Crew" öffnet Montag bis Samstag 14 bis 20 Uhr und sonntags von 13 bis 16.30 Uhr, im Sommer abends länger.

Die Eisdiele reiht sich ein in eine wachsende Zahl gastronomischer Angebote, die sich in Palma der veganen Ernährung verschrieben haben. Nicht ohne Grund befindet sich ein Großteil der Restaurants und Bistros im Stadtteil Santa Catalina, wo jeder fünfte Bewohner kein Spanier ist. Besonders Touristen und ausländische Residenten wollen sich gänzlich ohne tierische Produkte ernähren. Seit einigen Jahren ist die Ernährungsmethode salonfähig geworden, vorher galt es vielen als unvorstellbar, sich ohne Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Honig zu ernähren.

Nicht jeder Vegan-Wirt setzt ausschließlich auf Kost ohne tierische Produkte. "Ich ernähre mich gesund, esse aber alles", erklärt Tomàs Martí, Inhaber der Cafeteria "Dolços Júlia", die vor vier Monaten eröffnet hat. Die Konditorei trägt den Namen seiner Tochter: "Meine Frau hat in der Schwangerschaft entdeckt, wie gut ihr veganes Essen tut", erzählt er.

Im Angebot hat der Familienbetrieb Kuchen und Kleingebäck, aber auch gefüllte Teigtaschen und Tapas. "Wir wollen den Veganismus normalisieren", sagt Marí, "deshalb bieten wir Sachen an, die die Leute kennen." Auf dem gemischten Tapasteller findet sich beispielsweise Frito Mallorquín, eine lokale Speise, die normalerweise mit Innereien hergestellt wird. Doch bei "Dolços Júlia" kommt die fleischlose Variante auf den Teller, gemacht mit Seitan, einem Produkt aus Weizeneiweiß, und Soja. Die vegane Variante ist die perfekte Alternative für Gaumen, die keine Innereien mögen, aber dennoch das typische Gericht Mallorcas kosten möchten.

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Die Cafeteria befindet sich in der Straße Alfons el Magnànim 39 und hat montags bis donnerstags von 9 bis 20 Uhr, freitags und samstags bis 21.30 Uhr und am Sonntag bis 14 Uhr geöffnet. Die Kunden sind hauptsächlich Einheimische. "Unter den Mallorquinern ist die vegane und die Tierschützerszene stark miteinander verknüpft", sagt Tomàs Martí.

Diese Erfahrung hat auch Wirt Stefan Brendler gemacht: "Spanische Veganer sind oft auch Tierschutzaktivisten, während es den deutschen eher auf ihre Gesundheit ankommt", sagt der junge Mann aus Dessau, der seit eineinhalb Jahren das Bar-Bistro "La Golondrina" in Santa Catalina führt. Das Konzept verbindet veganes Essen mit Livemusik, tagsüber wird im Carrer Sant Magí 60 gegessen, Speisen gibt es auch abends, dann kommen noch Drinks auf den Tisch und Musiker oder Schauspieler auf die Bühne. Spezialitäten des Hauses sind die fleischlosen Hamburger, die aus Linsen, Pilzen, Kichererbsen und Seitan hergestellt werden, sowie Falafel und Gin Tonic.

Geöffnet ist das Lokal montags von 19 bis 1 Uhr, mittwochs und donnerstags von 12 bis 16 sowie 19 bis 1 Uhr sowie freitags und samstags von 12 bis 1 Uhr. Brendler verfolgt die Idee des Tierschutzes im "La Golondrina": "Wir servieren kein Leid." Er möchte seine Kunden nicht missionieren: "Die Leute denken oft, wenn sie einmal vegan essen, müssen sie danach gleich ihr ganzes Lebens umstellen." Es seien die kleinen Schritte, die für ihn zählen: "Viele haben Angst vor einer fleischlosen Mahlzeit", sagt Stefan Brendler, das will er ändern.

(Den vollständigen Bericht lesen Sie in der jüngsten MM-Ausgabe (16/2016), erhältlich am Kiosk auf Mallorca, sowie an den Bahnhöfen und Flughäfen in Deutschland; oder auf E-Paper.)

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