TW
0

Die Mischung aus Breakfast und Lunch ist sicher eine intelligentere britische Erfindung als der Brexit. Zum Ursprung des Brunch gehen die Theorien allerdings auseinander. Die einen sagen, dass das Hauspersonal sonntags frei hatte, den Herrschaften vor Antritt der verdienten Erholung aber noch ein Büfett anrichten musste, das dann den restlichen Tag über zur Verköstigung diente.

Die anderen behaupten, dass die Upper Class im 19. Jahrhundert nach einem feuchtfröhlichen Samstagabend nicht unbedingt zeitig aufstehen wollte, nur um zu frühstücken. Um die Fassade zu wahren und nicht völlig verkatert am Frühstückstisch zu erscheinen, wurde angeblich der Brunch erfunden, der damals gegen 12 Uhr serviert wurde.

Zu Beginn gab es schon damals Marmelade, Toast und Tee oder Kaffee, bevor man zu den herzhaften Speisen über ging. So ist es im Prinzip bis heute geblieben. Die Idee, die im Übrigen auch die Hausfrau oder den Hausmann entlastet und den ganzen restlichen Tag für Aktivitäten freischaufelt, wurde bis vor einigen Jahren eher in nördlichen Gefilden hochgehalten, während man im romanischen Europa mehr das stundenlange Mittagessen im Familien- und Freundeskreis zelebrierte.

Inzwischen scheint das verstärkte Frühstück aber auch in Spanien Fuß gefasst zu haben. Gerade im international orientierten Ambiente Mallorcas bieten immer mehr Hotels und Lokale entsprechende Möglichkeiten an. So etwa sonntags das St. Regis Mardavall-Resort in Costa d'en Blanes mit Austern, Hummer, Champagner und Live-Musik zum Preis von 52 Euro. Mit von der Partie ist auch das Restaurant Cuit im Nakar Hotel an Palmas Einkaufsmeile Jaime III. Wer auf der Dachterrasse mit Blick auf die Kathedrale Reisgerichte, mallorquinische Wurstspezialitäten oder Meeresfrüchte-Tatar genießen will, bezahlt 25 Euro. Ein DJ sorgt dort für Chillout-Musik. Einen Euro weniger bezahlt man im Restaurant Marea im Iberostar-Hotel Playa de Palma, wobei Kinder von fünf bis zwölf 50 Prozent Ermäßigung bekommen.

Sowohl sonntags als auch samstags bietet hingegen das OD Hotel Port Portals einen "Tasting Brunch" für 25 Euro an. Einmal im Monat steht das Wochenende im Zeichen der mexikanischen Küche mitsamt Mariachi-Musik. Neuzugänge im Kreis der Sonntagsbrunch-Anbieter gibt es immer wieder, etwa das Puro-Hotel im Lonja-Viertel (C./Montenegro), das auf seiner Dachterrasse für 35 Euro ein BBQ mit Fisch und Fleisch anbietet.

Ähnliche Nachrichten

Die Krönung der Frühstücksvöllerei ist aber wohl das Restaurant Arrels im Gran Meliá Hotel Illetes. Zwischen 8 und 10 Uhr bietet Köchin Marga Coll (auch aus dem Restaurant Miceli in Selva bekannt) dort täglich für 42 Euro einen Schmaus in fünf Etappen, der ausschließlich aus Inselprodukten besteht. "Selbst die Teller und die Servietten sind auf Mallorca hergestellt; Reservierung ist Pflicht", sagt Coll im MM-Gespräch. Während der erste Gang aus Früchten in Textur, Joghurt mit Aprikosen aus Porreres Saft aus Sóller-Orangen, Pfefferminz-Limonade oder Erdbeeren aus Sa Pobla besteht, wird es anschließend immer deftiger. Mit Käse, Wurst von Ca'n Company, Ramellet-Tomaten, Brot und menorquinischer Butter, Oliven, Tomaten oder Mittelmeer-Sardellen wird zu früher Stunde bereits der Schaumwein "Raor" serviert.

Zur dritten Etappe mit ökologischen Lamm- und Fischpasteten, Teigtaschen (Cocarrois) mit Gemüse, Sobrassada-Wurst und der Schmalzteigpizza Coca de trempó kann man einen Rotwein der Bodega Conde de Suyrot genießen. Es folgen Eier-Variationen mit dem Rotwein "Gallinas y Focas" sowie mallorquinisches Süßgebäck wie Ensaimada-Schnecken, Kremtaschen (Cremadillos) oder Kartoffelteig-Krapfen (Cocas de patata), zu denen ein Eiswein der Bodega Mortitx kredenzt wird. In der Kelter bei Pollença steht Marga Colls Bruder Llorenç als Önologe.

Was ein gutes Frühstück ausmacht? "Nicht unbedingt eine riesige Vielfalt zur Auswahl, sondern die Qualität der Produkte. Wir haben zum Beispiel nur zwei Brotsorten. Eine helle und eine dunkle, beide aber hausgemacht nach Inselrezept", sagt Marga Coll. Auf keinen Fall fehlen darf für sie der frisch gepresste Orangensaft von Früchten aus Sóller oder aus dem eigenen Garten.

Dass man ihr kalorienreiches Morgenmahl höchstens einmal im Monat genießen sollte, gibt sie gerne zu. Anders zu Hause: "Wir frühstücken täglich mindestens eine halbe Stunde mit unseren Zwillingen. Das ist die einzige Mahlzeit, bei der die Familie im stressigen Alltag zusammen essen kann."

(aus MM 20/2017)