Bar España - Can Vinagre | Ultima Hora

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Bars gehören seit eh und je zum spanischen Alltag. Der Tag beginnt mit einer schnellen Koffeinbombe namens Cortado, am Mittag folgt ein Café con Leche und nach Feierabend trifft man sich zum Bier im Lokal um die Ecke. Dekorative Raffinesse zählt nicht zu den Stärken der traditionellen Etablissements; mit Tresen, Neonleuchten und einem Fernseher an der Wand ist die Grundausstattung komplett. Ihre Stärke liegt vielmehr in ihrem nostalgischen und herzlichen Ambiente. Vier Beispiele aus Palma.

Bar España – das Urgestein

An der Carrer dels Oms liegt die wohl traditionsreichste Bar der Stadt, vielen auch unter ihrem Spitznamen „L’Antic Can Vinagre” bekannt. Bereits 1880 öffnete das Lokal seine Pforten. Herz und Seele des von außen leicht zu übersehenden Etablissements ist Mateu Martorell. „Ich wurde hier geboren und werde hier auch sterben”, sagt der fast 80 Jahre alte Senior, der weiterarbeiten will, solange es seine Gesundheit erlaubt, und in aller Seelenruhe Cortados und Cañas ausschenkt. Sein Vater kaufte die Bar 1929 für 700 Peseten, 1973 trat der Junior in seine Fußstapfen. Nachdem die Carrer dels Oms zur Fußgängerzone wurde, fanden immer mehr Touristen und Angestellte aus den umliegenden Geschäften den Weg zu ihm, erzählt er. Die Wände der kleinen Bar sind mit Hockey-Fotos gepflastert, eine Hommage an den erfolgreichen Espanya Hoquei Club, den Kneipier Martorell ebenfalls ins Leben rief. In Öl verewigt hängt auch er selbst an der Wand und schaut auf ältere und jüngere Herren hinab, die sich die Zeit bei Zeitungslektüre und einem Entspannungsbier zum altmodischen Preis von 1,45 Euro vertreiben. (Carrer dels Oms 31)

Bodega La Rambla – die Tapas-Königin

Von der Decke hängt ein buntes Mischmasch an Objekten, von Kürbissen, und Korbflaschen bis hin zu Schinken und Muscheln. Es riecht nach Calamares und Kroketten, den Spezialitäten der Bodega, die Don Toni Ferrer, langjähriger Besitzer des Tito’s, vor gut 40 Jahren eröffnete. Für zwei Millionen Peseten übernahm Roberto Pérez aus Galicien 1969 die Kneipe. Mit ihm kamen auch die Tapas nach Palma, was sich bis heute in der Speisekarte der Bodega niederschlägt. Die kleinen Häppchen sind in großer Auswahl ab 3,25 Euro zu haben. Die Bar ist weiterhin in Familienbesitz, seit 1995 steht Tochter Jeró am Tresen. Zahlreiche historische Fotos geben Einblick in eine glanzvolle Vergangenheit. Vor Beginn des Massentourismus kamen vor allem Franzosen und Amerikaner, die sich auf dem Weg nach Paris noch einen Wermut genehmigten. Auch Hollywood-Legende Errol Flynn schaute regelmäßig vorbei. (Vía Roma 6)

Bar Flexas – Hipster-Treff mit Historie

Seit 1944 gibt es die Bar im ehemaligen Chinesenviertel Palmas. Gerüchten zufolge gingen hier aber schon Anfang des 20. Jahrhunderts Kaffees und Biere über den Tresen. Nachdem die Kneipe mehrere Jahre lang leer gestanden hatte, übernahmen 2004 Xavi de las Heras, Pepa Charro und Fernando Estrella das Lokal. Viele hielten sie damals für verrückt. Doch der Mix aus futuristischer Deko und Retro-Elementen kommt bei jungen und alten Gästen des „Flexas” an. „Man fühlt sich wie in einer Bar von David Lynch”, urteilte die Zeitung „El País”. Zunehmend entdecken auch Ausländer die ungewöhnliche Kneipe, die sich in den vergangenen Jahren auch zu einem Party-Spot der LGBT-Szene entwickelt hat. Die Geburtstagsparty im Sommer ist mittlerweile eine Institution in Palma. Gastronomisch setzen die Besitzer auf gute Weine und authentische Küche mit regionalen Zutaten. (Carrer de la Llotgeta 12)

Bar Central – der Touristentreffpunkt

Direkt neben der Traditionsbäckerei „Forn del Teatre” befindet sich ein weiteres geschichtsträchtiges Lokal Palmas. Schon von Weitem fällt die schmiedeeiserne Jugendstil-Dekoration am Eingang der Bar Central ins Auge. Anfang des 20. Jahrhunderts soll sie erstmals ihre Pforten geöffnet haben, in den Innenräumen im Kaffeehaus-Stil zeugen Schwarz-Weiß-Fotos davon, dass die Location in den 60er Jahren schnell zu einem beliebten Touristentreffpunkt wurde. „Das ist bis heute so geblieben”, erzählt Kellner Eduardo, der seit einem Monat hier arbeitet. Besonders die Tische vor der Bar laden zum Beobachten der schier endlosen Menschenströme auf der Plaça de Weyler ein. Die Preise sind entsprechend der Kundschaft ein wenig höher. Einen überbackenen Toast gibt es beispielsweise für 8,50 Euro, ein Café con Leche schlägt mit 1,95 Euro zu Buche. (Plaça de Weyler 10)