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Während man sich in deutschen Supermärkten oft mit wässrig schmeckenden Exemplaren aus niederländischen Treibhäusern zufriedengeben muss, ist Mallorca ein wahres Tomatenparadies . Ob rund oder birnenförmig, rot oder grün, süßlich oder eher sauer – auf den Inselmärkten hat man die Qual der Wahl

Über 3000 registrierte Tomatensorten soll es weltweit geben. Schon ein kurzer Streifzug durch Palmas Markthallen reicht aus, um sich von der beinahe verwirrenden Artenvielfalt des kugeligen Gemüses auch auf Mallorca zu überzeugen. Welche Varianten es auf der Insel gibt und wie man sie am besten kulinarisch einsetzt, verrät folgender Überblick:

Ramallet-Tomaten: Sie ist ein Eigengewächs Mallorcas und wird seit dem 16. Jahrhundert auf der Insel angebaut. Gesund ist sie außerdem. Nach Angaben von Ernährungswissenschaftler Josep Antoní Tur Mari enthält sie mehr Vitamin C und Kalorien als gewöhnliche Salattomaten. Das Besondere an der Mallorca-Tomate ist neben ihrem intensiven Aroma und dem saftigen Fruchtfleisch ihre lange Haltbarkeit. Bis zu ein Jahr übersteht sie dank ihrer dicken Haut unbeschadet, wenn man sie, wie es auf Mallorca Brauch ist, an einer Schnur befestigt und dann von der Decke baumeln lässt. „Es ist eine sehr beliebte Variante bei unseren Kunden“, berichtet Miquel Gelabert, der im Mercat d‘Olivar bereits in dritter Generation Gemüse und Obst verkauft. Die Köche der Insel mischen sie dem Reisgericht Arroz Brut bei, außerdem ist sie unverzichtbarer Bestandteil des Rezeptklassikers dem Pa amb oli.

Kumato-Tomaten: Für einen optischen Knalleffekt sorgt die Kumato. Sie ist dunkelrot bis schwarz gefärbt und eine reine Laborzüchtung des Schweizer Konzerns Syngenta, der seine Kreation als lang haltbar und intensiv schmeckend bewirbt. Kumato: „Sie schmeckt sehr süß. Man kann sie ohne Beilage essen, aber auch für Salate verwenden“, rät Markthändler Gelabert. Das Kilo gibt es bei ihm für 4,85 Euro.

Tomate Rosa: Die vom spanischen Festland stammenden Tomate ist ein echtes Schwergewicht, bis zu 700 Gramm bringt eins der knubbeligen Exemplare auf die Waage. Mit Kilopreisen von über sechs Euro schlägt sie auch preislich am stärksten ins Gewicht. Dennoch ist die rosafarbene Variante wegen ihres würzigen Geschmacks bei den Kunden sehr beliebt. Sie hat weniger Fruchtfleisch als andere Tomaten und eine dünnere Haut, daher sollte man den Giganten eher wie ein rohes Ei behandeln. „Besonders lecker schmeckt sie mit etwas Olivenöl und Käse“, findet Gelabert.

Ochsenherztomaten: Eine weitere Insel-Spezialität sind die wuchtigen Ochsenherztomaten. Ursprünglich kommt die Sorte mit der gefurchten Form aus Frankreich und Italien, aber Mallorca hat mit der „Cor de Bou” eine eigene Variante hervorgebracht. Die herzförmige Frucht hat eine weiche Schale, das Fleisch ist kompakt und fast kernlos. Dadurch ist sie besonders gut für die Zubereitung von Salaten geeignet. Zurzeit muss man etwas suchen, bis man diese Variante findet, denn sie ist eher eine Wintertomate.

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Raf-Tomaten: Auch diese aus Andalusien stammende Variante wird eher im Winter angeboten. Mittlerweile wird die rote oder grüne Frucht auch auf Mallorca auf salzhaltigen Böden angebaut. Ihr Name ist eine Abkürzung für „resiste a fusarium”, das heißt, dass diese Tomate immun gegen die bei Tomaten weitverbreitete Wurzelfäule ist. Sie zählt zu den teuersten Tomaten. Mit ihrem würzigen Aroma eignet sie sich vor allem für Salate oder als Knabbersnack für zwischendurch.

Flaschentomaten: Pera heißt diese länglich geformte Variante auf Spanisch. Ihr Fruchtfleisch ist praktisch kernlos und hat einen süßen und aromatischen Geschmack. Dieser Tomatenklassiker eignet sich besonders gut für Saucen, aber auch für die Zubereitung von Salaten oder als Grilltomate.

Strauchtomaten: Recht wohlschmeckend sind auch die Strauchtomaten. Ihr festes rotes Fruchtfleisch duftet und schmeckt leicht süßlich. Sie werden mit Stängeln gepflückt, kosten etwa zwei bis drei Euro pro Kilo und sind rund zwei Wochen haltbar – Mischzüchtungen mit der mallorquinischen Ramallet auch etwas länger.

Salattomaten: Derzeit für etwa 2,50 Euro erhältlich sind runde Salattomaten, die sich leicht in Scheiben schneiden lassen. Die etwas teureren Cherry- oder Cocktailtomaten sind vor allem als kleiner Snack oder in Salaten beliebt. Viele mediterrane Köche schwören bei Soßen oder Schmorgerichten auf die kleinen aromatischen Früchte, die beim Einkochen noch geschmacksintensiver werden.

Getrocknete Tomaten: Die roten Früchte lassen sich aber längst nicht nur frisch geerntet genießen. Mit getrockneten Tomaten lassen sich beispielsweise Suppen oder Saucen verfeinern. Ramallet-Tomaten werden aber auch zu einer fruchtigen Konfitüre und zu Ketchup verarbeitet. Wer diese Leckereien einmal probieren will, kann sie beispielsweise auf Märkten oder im mallorquinischen Spezialitätenhandel erwerben.

Kleine Tomatenhistorie:

Tomaten kamen mit den spanischen Eroberern im 16. Jahrhundert aus Mittelamerika nach Mallorca. Im Kochtopf landeten sie aber erst viel später, denn die rote Farbe erinnerte allzu sehr an die giftige Tollkirsche. Dass Tomaten in Wirklichkeit durch ihren Gehalt an den Vitaminen A, B1, C und E, Kalium, Kalzium und Magnesium sowie Antioxidantien ein echtes Superfood sind, wusste man damals natürlich noch nicht. Mitte des 18. Jahrhunderts kamen sie bei begüterten Insulanern auf den Teller und galten als Aphrodisiakum. Daher leitet sich übrigens auch ihr französischer Name ‚Pomme d’amour’ (Liebesapfel)” ab.