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Wie ein Profi nimmt Mari González flink zwei, drei Tüten mit getrocknetem Chuño Blanco, ein Tütchen tiefgefrorenes Fruchtmark und posiert vor dem Regal mit den Matesorten. Die aus der Stadt Cali in Kolumbien stammende Frau kocht gerne landestypisch. Heute sucht sie geschroteten Mais für ihre Arepas, die kleinen Maisfladen, die als Beilage zu fast jeder Tageszeit in Kolumbien und Ecuador gegessen werden. Der auf südamerikanische Lebensmittel spezialisierten Laden „Productos Adam” in Palmas Stadtviertel Pere Garau ist gefüllt mit Zutaten aus der Anden- und Karibikregion. Das meiste hier ist abgepackt, tiefgekühlt oder trockengefroren, um den Transport aus der Ferne gut zu überstehen.

Auf Mallorca leben zirka 42.000 Südamerikaner, die meisten davon stammen aus Kolumbien, gefolgt von Einwanderern aus Argentinien. Das zeigt sich im breiten Angebot von Gemüse oder Obst in kleinen Lebensmittelläden und auf den Märkten. Viele Deutsche stehen dann ein wenig ratlos vor einer großen Yuccaknolle oder den imposanten grünen Kochbananen und wissen nicht so recht, was man damit in der Küche anfangen könnte. Es lohnt sich aber, einen solchen Laden einmal zu durchstöbern. Und bei Fragen helfen Lateinamerikaner bereitwillig weiter.

Die zierliche Frau aus Kolumbien geht gezielt zu dem großen Sack mit geschrotetem Mais und lässt sich eine kleine Tüte abfüllen. „Die sind gut als Basis für die Arepas“, erzählt sie. Wobei sie nicht ganz zufrieden ist mit dieser Auswahl. „Normalerweise müsste der Mais noch etwas feiner gemahlen sein“, merkt sie an. Auf die Bitte, ein paar weitere Tipps und Erklärungen zu den exotischen Dingen in den Tüten und Packungen zu erzählen, läuft sie zur Höchstform auf. Der große helle Mote-Mais zum Beispiel wird gekocht, um dann zusammen mit Ei, Fleisch oder Gemüse verfeinert zu werden. Sie geht hinüber zur Tiefkühltruhe. Hier lagern kleine flache Packungen von Fruchtmark. Diese werden mit Milch, Wasser und Zucker zu einem Shake zubereitet. Wer schon einmal in Südamerika war, weiß, dass ein guter Mixer in keinem Haushalt fehlt. Frisches Obst ist natürlich noch besser, aber dunkler Mais, die kleine orangene Lulofrucht, ähnlich einer sehr kleinen Orange, oder auch die Maracuja finden sich selten in europäischen Läden. Daher greift man auf tiefgefrorenes und bereits passiertes Mark zurück.

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Mari González greift sich eine Tüte dunkles Mehl heraus. Das Mehl des roten Maises wird gerne für Babynahrung verwendet. Auch aus Bananen gewonnenes Mehl ist bei Eltern für ihre Kleinen beliebt. „Es enthält viele Nährstoffe“, ist Mari González überzeugt. In die aufgekochte Milch hineingerührt und ebenfalls wie ein Shake aufbereitet, macht es für mehrere Stunden satt und zufrieden.

Die Kochbanane kann wie eine Kartoffel zubereitet werden.

Bananen kennen die meisten als leicht süßliche, weiche Frucht. Die grüne Kochbanane wird etwas anders zubereitet. Auch hier weiß Marie González guten Rat. Man schält sie und schneidet sie in schmale Stücke, die leicht flachgedrückt werden. Ordentlich Öl in die Pfanne, die Stücke ein wenig salzen und darin anbraten. Darauf kann man Avocado mit Tomatenstücken schichten oder sie einfach pur als Snack essen. Südamerikaner haben, ähnlich wie Spanier, keine Scheu vor dem Gebrauch von Öl beim Braten oder Frittieren. Es darf ruhig ordentlich brutzeln und zischen. Im Prinzip können Kochbananen in allen Gerichten eingesetzt werden, für die man sonst Kartoffeln verwendet. Man kann die Kochbanane schälen, in dünne Scheiben schneiden und dann im Salzwasser kochen. Püriert man die Kochbanane danach, kann man sie mit Kokosmilch und Curry verfeinern. Das Ganze ergibt einen Brei, wie man ihn gerne in der Karibik isst. Dieser Brei aus der Kochbanane ist dem Kartoffelbrei ähnlich. Auch mit Aubergine und Käse in einer Auflaufform, dazu Crème Fraîche, Pfeffer, Salz, ist die Kochbanane eine interessante Ergänzung in der Küche.

Die vorher entwässerte Knolle wird nach erneutem Einweichen wie eine Kartoffel gekocht.

Mutige testen die weiße Knolle Chuño Blanco aus dem Hochland der Anden. Der Name kommt aus der Aymara- und Quechuasprache und bedeutet „Falten“. Das für viele Andenbewohner wichtige Grundnahrungsmittel ist eine aus der Kartoffel gewonnene entwässerte Knolle. Um diese essen zu können, muss sie vorher in Wasser eingeweicht werden. Mit etwa Ei verquirlt, bildet sie eine typische Beilage.

Als Nachtisch empfiehlt der Ladenbesitzer von Productos Adams etwas ganz Besonderes. Eis aus Käse. Falls es zu befremdlich schmecken sollte, kann man es mit einem großen Schluck Inca Cola aus der Zwei-Liter-Flasche herunterspülen. Guten Appetit!