TW
0
Vor über zwanzig Jahren kam ich auf  Mallorca an. Im "Gepäck" einen Möbelwagen mit meinem Hausstand.....mit allem, was ich in meinem Leben gesammelt hatte. "Im Gepäck" auch einen an Wahnsinn grenzenden Optimismus oder besser gesagt eine große Portion "Arroganz"? So nach dem Motto:"Das stemme ich alles aus dem Stehgreif!" Ich bildete mir in einer Art von überheblicher Pseudo-Sicherheit ein: Ich weiß alles über Integration, ich weiss, wie man mit Einheimischen in Kontakt kommt, ich würde mit meiner grossartigen Intuition ganz schnell erfassen, WIE die Mallorquiner ticken... HAH! Weit gefehlt....und wie! Wie sehr ich mich geirrt hatte, bekam ich dann später Monat für Monat, Jahr für Jahr zu spüren. Die Insulaner  sind nämlich alles andere als einfach gestrickt oder gar  leicht zu erobern! Das haben sie schließlich schon jahrhundertelang bewiesen, wenn "Fremdlinge" die Insel stürmten! Die ersten leibhaftigen Mallorquiner, die ich kennenlernte, waren natürlich Maurer, Elektriker, Klempner, eine Putzfrau! SIE brauchte ich für den Umbau meines Hauses. Ich lernte meine ersten Worte Spanisch! Alle hatten was mit den jeweiligen Bauarbeiten zu tun: muro, pared, ventana, persiana oder enchufe, tuberia, grifo und fregar für die Putzfrau! Ich kam mir großartig vor. Sie lachten freundlich über mein unkonjugiertes und undekliniertes Spanisch - so nach dem Motto: "Yo comer ahora" = Ich jetzt essen" Und dann waren da ja noch die Nachbarinnen von links und von rechts: Ohne sie hätte ich nicht gewusst, wie das mit den Gasflaschen funktioniert, wo und wann der Müll abgeholt wird, wie ich einen Telefonanschluss bekomme, etc. Wir grüßten uns freundlich, aber ETWAS fehlte. Freunde waren weder die äußerst freundlichen Handwerker noch die liebenswerte Putzfrau noch die hilfsbereiten Nachbarinnen. Ich war erschüttert in meinem Selbstbewusstsein. Ich lud sie ein zum Abendessen, kochte das, was ich kochen konnte: deutsches Essen. Sie aßen kaum. Höflich probierten sie dies und jenes. Die Wahrheit war: Es schmeckte ihnen nicht. Und Punkt! Es ging so weiter wie bisher. Wenn  die Arbeit getan war,  verschwanden die mallorquinischen Handwerker wieder in ihren Häusern. Die  mallorquinischen Türen öffneten sich erst viel später für mich. Fazit: An den Mallorquinern habe ich mir die "Zähne ausgebissen"! Sie haben mich gelehrt, geduldig und demütig zu sein. Ich begann zu begreifen, dass ich sie so, wie sie sind, respektieren musste. Wichtiger noch: Dass sie Freundschaften auf andere, langsamere Art und Weise schließen als ich es gewohnt war. Und das lag wahrlich nicht nur an meinem dürftigen Spanisch. Obwohl ich die Sprache immer als Ausrede benutzte. Ich dachte nach! Wie war das denn in Deutschland? Habe ich dort den Elektriker oder den Klempner zum Abendessen eingeladen und um seine Freundschaft gebuhlt? Nein, habe ich nicht. Wer bei mir ein Bad installierte  oder neue elektrische  Leitungen legte, war  noch lange nicht mein Freund. DAS ergab sich vielleicht, aber nicht automatisch. Und so ist es hier auch! Das Problem als Neuankömmling ist nur DIES: Man lernt erstmal niemand anders kennen als die Handwerker. Die Stunde der Wahrheit und der große Durchbruch passierte dann eines Tages so: Die Frau des Maurers, Catalina,  rief mich verzweifelt an und bat mich um Hilfe. Ihr Auto war liegengeblieben...ich fuhr hin, holte sie ab und brachte sie nach Hause! Ein winzig kleiner Gefallen! Psychologisch war das der "Anlasser": Endlich bat man MICH mal um Hilfe! Catalina lud mich zu einem "cafecito"  in ihr Haus ein. Von nun an war es ein Geben und Nehmen und wir sind bis heute sehr gute Freunde. Und im Laufe der Jahre kamen noch einige dazu, worüber ich mich sehr gefreut habe. Fazit: Die Mallorquiner lassen sich nicht im Sturm erobern. Sie haben mir schmerzliche Lektionen an Geduld erteilt! "Poco a poco" - Schritt für Schritt,  ja nichts überes Knie brechen, so lautet ihr Motto. Irgendwann - nach langer Prüfung -  schenken Sie Dir  ihre Freundschaft und  zwar dann, wenn sie schlussendlich davon überzeugt sind, dass Du eine "buena persona" (ein guter Mensch) bist!   Wer rumprotzt mit seinem in Deutschland erworbenen Geld und Ruhm,  hat schlechte Karten: DER wird von den Insulanern höflich-freundlich behandelt und lediglich als  potentieller Auftraggeber von Maurer, -Garten, - Elektro, -Klempnerarbeiten gesehen. So sehe ich das! Und Sie? Wie ist es Ihnen ergangen? Was haben Sie richtig, was haben Sie falsch gemacht bei Ihren Kontakten mit den Mallorquinern? Was hat sie überrascht! Ich freue mich auf Ihre Kommentare, Berichte und Erlebnisse. Sicher gibt es da manches zum Schmunzeln und zum Wundern! Übrigens: Auch über Kritik an meiner Sicht freue ich mich. Man lernt nie aus! Leben Sie vergnügt auf der "Trauminsel Mallorca", herzliche saludos Ihre Beate
Hier würde ich mich schnell heimisch fühlen, davon war ich fest überzeugt. Geplant hatte ich einen  grandiosen  Neuanfang!Schließlich  "kannte"   ich ja die Insel von meinen diversen Ferienaufenthalten! "Mallorca ist das PARADIES schlechthin" - so tickerte es freudig in meinem Kopf als ich mit meinem vollbepackten Auto in Richtung Süden losfuhr!In Deutschland hatte ich mich AB-gemeldet und hier auf Mallorca in "meinem" Dorf AN-gemeldet.  Ich weiß noch: Das "Einbürgerungs"-Papier vom mallorquinischen Rathaus hab ich mir damals eingerahmt. Ich war mächtig stolz auf meine Tat. Ich war ausgewandert auf meine Trauminsel und hatte vorab alle Brücken in Teutonenland abgebrochen. Dort Schluss, hier Anfang!Alles Prima? Na klar doch! Bildete ich mir ein. Ich war und bin ein kommunikationsfreudiger Mensch und hatte die Welt bereist. Ich war des Englischen, Italienischen und des Französischen mächtig....Ich würde mich sprachlich schon irgendwie durchwurschteln. Und Freundschaften würde ich sicher schnell schließen - wie immer in meinem Leben! WAS sollte da noch schief gehen??Stellen Sie sich vor: Da wandert eine wahrlich erfahrene Journalistin aus, ohne vorab gründlich zu recherchieren - etwas, was mir in meiner Arbeit nie passiert wäre. Ich war der Insel verfallen, mein Kopf war total ausgeschaltet, stattdessen befand ich mich in einer rosaroten Wolke, die alle Vernunft vernebelte.