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Die allermeisten Menschen auf den Balearen sind, das belegen die faktischen Realitäten an den Stränden, keine Anhänger des FKK. Sonst wären die ausgewiesenen Winkel für Nacktbader überlaufen, und die Playas für „Normalos“ weitgehend verödet. Das ist nicht der Fall, und selbst auf den Balearen ist es daher nicht notwendig, bei jedem Menschen sogleich dessen Unterleibs-„Pityusen“ (Sammelbegriff für Ibiza und Formentera) zu Gesicht zu bekommen. So weit, so gut.

Jetzt erwägt die Stadt Palma allerdings, eine „Verordnung des Zusammenlebens“ zu verabschieden, die das Zeigen von nackter Haut verstärkt einschränken möchte. Urlauber und Einheimische sollen künftig – außer an Strand und Strandpromenade – nicht mehr in Badebekleidung oder mit nacktem Oberkörper durch das Stadtbild flanieren, in Läden und Lokalen verkehren.

Wer kennt das nicht? Der verschwitze Teutone, der rotstichige Brite, der bereits bei 27 Grad im Schatten zu fließen beginnt und sich beim Aufstieg in Palmas Altstadt des T-Shirts entledigt. Schön mag das nicht unbedingt sein. Aber andererseits, so what?!

Braucht es da wirklich eine Verordnung, die bis ins kleinste Detail festlegt, was wo getragen werden darf, muss? Der Sportler, darf er noch mit nacktem Oberkörper joggen? Die Strandbesucherin, darf sie noch im Badeanzug nach Hause radeln? Der Bauarbeiter, muss er selbst bei größter Hitze „im Hemd“ werkeln?

Anders gefragt: Ist es wirklich so schlimm, wenn in der Schlange vor der Supermarkt-Kasse eine junge Frau im Bikini, ein kerniger Mann nur in Bermudas den Einkauf begleichen möchte? Warum sich nicht an der Ästhetik schöner Menschenkörper erfreuen?

Ein wenig Nacktheit gehört zum Sommerfeeling dazu. Lässt sich das nicht mit ein wenig Toleranz regeln? Jeder, wie er mag? Noch dazu, wenn die Mode die Frauenshorts ohnehin knapp unterm Gesäß aufhören lässt? Wer will sich bei derart optisch verlängerten Beinen über ein Bikini-Oberteil beschweren?

Die unkomplizierte Unbedecktheit, wie sie gerade im Sommer auf Mallorca gelebt werden kann, ist eine Errungenschaft, die eigentlich zu schade ist für Verordnungen.