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Freie Arztwahl für Kassenpatienten in Europa - das ist eine gute Nachricht. Egal, wie die Umsetzung in der Praxis aussieht, es ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Politiker tatsächlich bemühen: In Europa sollen möglichst viele Richtlinien vereinheitlicht werden. Studiengänge, Jobqualifikationen, Steuerrecht oder Zollbestimmungen wurden schon über Landesgrenzen hinaus angeglichen. Jetzt ist die Europäisierung auch mitten im Alltag der meisten Bürger angekommen: Die medizinische Versorgung ist einer der wichtigsten Pfeiler unserer Gesellschaft. Halbherzige Ansätze zur Patientenmobilität wie der Auslandskrankenschein 112 versackten irgendwie im Sande, denn oft wurden diese nicht genehmigt. Ohne diesen Schein war es bisher nur in Notfällen möglich, sich auch im Ausland behandeln zu lassen, und die Erstattungen zu Hause lagen meist weit unter den Kosten, die der Patient auf einer Reise auslegen musste. Jetzt kann man sogar geplant zu Auslandsbehandlungen anreisen. Wer sich lieber unter mallorquinischen Palmen operieren lässt als beispielsweise in einer grauen deutschen Kleinstadt, hat theoretisch dazu die Möglichkeit. Das könnte Sinn machen, weil Kassenpatienten hier in Spanien wie Privatpatienten behandelt werden. Von einem Zweibettzimmer mit Einzelbelegung kann ein AOK-Patient nach einer OP nur träumen. Hinzu kommt: Je nach Behandlung oder Operation ist es hier noch nicht einmal teurer als in Deutschland. Auch in umgekehrter Richtung gibt es gute Argumente, besonders für Deutsche auf Mallorca: Wer lange Wartelisten für OP-Termine auf der Insel umgehen will, kann jetzt laut Umsetzung der neuen Richtlinien auch in ein Krankenhaus im Heimatland gehen. So geht es mit einem vereinten Europa in die richtige Richtung. Woran es noch hakt, ist die Sache mit den verschiedenen Pässen, auch mit der doppelten Staatsbürgerschaft tun sich viele Länder noch schwer. Vollkommen unverständlich, denn die logische Entwicklung muss eines Tages sowieso der europäische Pass sein. Autorin: Anja Marks