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Die Bauarbeiten am Kongresspalast in Palma gehen weiter. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Das Prestigeobjekt wird den Steuerzahler noch viele, viele Millionen kosten, und ein künftiger Betreiber ist auch nicht in Sicht. Augen zu und durch. Das ist die Devise von Balearen-Regierung und Stadtverwaltung, und sie haben auch gar keine andere Wahl. 80 Millionen Euro sind schon verbaut, und ein Abriss - von der Partei Més allen Ernstes vorgeschlagen - würde eine weitere zweistellige Millionensumme verschlingen. Zum Weiterbau gibt es also keine Alternative. Der Grundgedanke, der in das Projekt mündete, ist nach wie vor richtig: Mallorca braucht ein Kongresszentrum, um sich aus der Saisonabhängigkeit zu befreien. Es gibt ein großes Potenzial für den Tagungstourismus. Mallorca ist vom Rest Europas schnell erreichbar, das Center nah am Airport, das Klima vorzüglich, die Umgebung mit der Altstadt attraktiv genug, um Rahmenprogramme stricken zu können. Dennoch ging wieder einmal alles schief. Das Projekt, angeschoben in Boomzeiten, in denen auf Mallorca Geld keine Rolle zu spielen schien, wurde von Dilettanten auf den Weg gebracht. Internationale Fachleute weisen schon lange darauf hin, dass Kongresszentren kaum noch rentabel zu betreiben sind. Aber keiner hörte hin. Hier ging die Politik offenbar von einer Goldgrube aus, wie die weltfremden Ausschreibungen (die alle im Sande verliefen) zeigen. Rendite gibt es nur auf Umwegen. In Form von Gästen, die in Hotels logieren, shoppen, Essen gehen, Autos mieten, Ausflüge buchen, etc., etc.. Doch davon wird der Betreiber kaum etwas haben - abgesehen vom angeschlossenen Hotel (wenn es denn überhaupt bei der Einheit mit dem Kongressplast bleibt). Andere Tourismusunternehmen werden durchaus profitieren, auch große, aber die halten sich - typisch Mallorca - vornehm raus. Es wird Zeit, dass die Regierung diesen Tatsachen ins Auge sieht. Und eine ehrliche Rechnung aufmacht - über das Fertigstellungsdatum hinaus. Autor: Bernd Jogalla