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Die Mallorquiner sind vornehmlich konservativ eingestellte Inselbewohner: Was von außen kommt, das ist erst einmal verdächtig, und am liebsten soll alles so bleiben, wie es ist – oder noch besser: so werden, wie es früher einmal war. Das mag eine Erklärung sein, warum innovative Ideen hier nur schwer vorankommen. Projekten, die in die Zukunft weisen, begegnet man hierzulande mit einer gesunden Grundskepsis. Zugegeben, es hat so manche Schnapsidee gegeben, in der Geschichte dieser Insel: Eisberge aus der Antarktis ins Mittelmeer zu schleppen, um die Trinkwasserknappheit zu bekämpfen, gehört zweifellos dazu. Ebenso wie der Bau einer künstlichen Insel in der Bucht von Palma, nebst pompösem Operngebäude. Derjenige, der die Idee hatte, der damalige balearische Ministerpräsident Jaume Matas, sitzt jetzt wegen Korruption im Gefängnis. Der ehemalige Besitzer von Real Mallorca, Vicenç Grande, wollte einst in Son Moix eine komplette Sportstadt mit Hochhäusern, Einkaufszentrum und hochmodernem Stadion bauen. Jetzt dümpelt der Klub in der zweiten Liga herum. Nein, allzu oft haben sich auf dieser Insel hochtrabende Pläne als Luftschlösser erwiesen. Und so verwundert es nicht, dass auf der Insel das Fehlschlagen eines Vorhabens häufig mit kaum unterdrückter Häme zur Kenntnis genommen wird. Es gibt auf Mallorca so etwas wie eine Lust am fremden Scheitern. Das aber schadet der Insel und sollte nicht die Politiker abschrecken, nach vorne gewandte Entscheidungen zu treffen. Mallorca und insbesondere Palma brauchen eine mutigere Haltung dem Neuen gegenüber, wollen sie ihr Profil schärfen. Deshalb sollte auch der Vorschlag, den gesamten Innenstadtbereich weiträumig zu einer verkehrsberuhigten Zone zu machen, nicht einfach so als Unsinn abgetan werden. Palma würde durch die Verbannung des Autoverkehrs sicher an Lebensqualität gewinnen – sowohl für Einheimische als auch für Touristen. Mal sehen, ob der Mut dafür vorhanden ist. Autor: Jonas Martiny