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Es ist ein alljährlich wiederkehrendes Ritual: Bei den Tourismusmessen in London, Berlin und Madrid wird eine glänzende touristische Saison prognostiziert. So war’s auch auf der jüngsten Fitur in der spanischen Hauptstadt. Die Hoteliers erwarten gar die „beste Saison der letzten 30 Jahre“.

Eine „gute Saison“ wird hierzulande nach wie vor an der Zahl der Urlauber gemessen. Insofern werden die Hoteliers vermutlich recht behalten. Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass in diesem Jahr noch mehr Urlauber auf die Balearen kommen als 2014. Da waren es 13,58 Millionen!

Es ist ja verständlich, dass sich die Hotelbranche über volle Häuser freut. Aber muss deshalb auch die Regierung Freudentänze aufführen? Auf Mallorca haben wir in den vergangenen Jahren gelernt, dass Touristen-Rekorde nicht mehr gleichzusetzen sind mit Wohlstand für alle. 2014 wurden ebenfalls Rekorde gefeiert, die hohe Arbeitslosigkeit ging aber nur geringfügig zurück.

Massen von Urlaubern sind ein süßes Gift für Mallorca. Denn sie werden sich wieder auf die Sommermonate konzentrieren, in denen die Insel zu kollabieren droht. Und sie verhindern, dass ernsthaft über alternative Konzepte nachgedacht wird – für die Nebensaison, für einen ökologischen Umbau der Branche, für einen ausbalancierten Mix zwischen Masse und Klasse. Bis heute hat es die Regierung nicht hinbekommen, eine zufriedenstellende Lösung für den Ferienwohnungsmarkt zu finden, obwohl von den Gästen höhere Ausgaben zu erwarten sind. Dafür wurde den Hoteliers das Sanieren schmackhaft gemacht – mit der Möglichkeit, die Häuser aufzustocken. Noch mehr Masse.

Damit wir uns recht verstehen: Es geht nicht um die Abschaffung des Massentourismus. Er ist die Basis der mallorquinischen Wirtschaft, und er ist auch die (Flug-) Basis dafür, Urlauber mit hoher Kaufkraft auf die Insel zu bringen, die ihr Geld nicht nur in All-inclusive-Bunkern ausgeben. Es geht um eine andere Balance.