TW
0

Pauschalurlauber müssen es nicht unbedingt registriert haben. Aber jeder Deutsche, der auf Mallorca lebt, sollte wissen, dass nicht Spanisch die eigentliche Sprache der Insel ist, sondern Katalanisch. Beziehungsweise der hier gesprochene Dialekt Mallorquinisch. Katalanisch - eine uralte romanische Sprache, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder unterdrückt worden ist. Zuletzt während der Franco-Diktatur. Eine Sprache, die zu erhalten es gilt. Darüber herrscht weitestgehend Einigkeit. Seit Jahren wird aber immer wieder darüber gestritten, wie man das am wirkungsvollsten und zugleich sozialverträglich macht. Jetzt werben Wahl-Mallorquiner für Katalanisch, auch Deutsche. Eine sympathische Kampagne, die hervorhebt, welche Möglichkeiten Katalanisch demjenigen bietet, der die Sprache beherrscht. Solche Aktivitäten sind lobenswert. Aber es gibt auch andere Maßnahmen, die dem Katalanischen zum Erfolg verhelfen sollen. So wird beispielsweise in den Schulen Katalanisch ganz klar Vorrang gegeben vor dem Spanischen. Rathäuser geben Informationen nur in Katalanisch heraus, Mitarbeiter wollen vereinzelt kein Spanisch sprechen. Wer die Geschichte kennt und sie versteht, der weiß, warum das so ist. Wäre es aber nicht besser, einfach mal im Einzelfall darüber nachzudenken, wann Katalanisch sinnvoll ist und wann nicht? Sprache soll doch vor allem der Verständigung dienen. Sie kann allerdings auch ein Mittel sein, um eine gemeinsame Identität zu schaffen. Von diesem Moment ist es nur noch ein Schritt zur Ausgrenzung anderer. Es gibt in der heutigen vernetzten Welt gute Gründe für Neu-Mallorquiner, eher Spanisch zu lernen als Katalanisch. Und wahrscheinlich würde eine Fokussierung auf die Weltsprache Spanisch in der Schule den Kindern später global bessere Jobchancen bieten. Zumal die Kids teilweise auch in der Freizeit in manchem Dorf nur Mallorquinisch sprechen. Aber diese Argumente helfen nicht bei der Rettung einer Sprache vor dem Aussterben. Es scheint schwer bis unmöglich, im Sprachenstreit einen Kompromiss zu finden. (Autor: Nils Müller)