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Für die Mehrzahl der Hotels auf Mallorca ist die Saison zu Ende. Eine Saison, die vermutlich das Prädikat "historisch" erhalten wird, weil alle möglichen Rekorde gebrochen wurden - Besucher, Übernachtungen, Ausgaben, et cetera, et cetera. Die Saison 2017 wird aber auch in die Geschichte eingehen, weil sich erstmals manifestiert hat, dass Bestmarken für viele Inselbewohner kein Grund mehr sind zum Feiern.

Das Geschäft mit den Gästen bescherte den Inseln im Hochsommer die niedrigste Arbeitslosigkeit in ganz Spanien, aber die dickeren Schlagzeilen machte die Massifizierungs-Debatte mit all ihren Begleiterscheinungen - von "Tourist go home"-Graffitis bis hin zu Demos gegen den Massentourismus. Teile der Gesellschaft leben offenbar nicht mehr im Einklang mit dem bedeutendsten Wirtschaftszweig ihrer Insel. Die erbittert geführte Debatte um die - stark nachgefragte - private Ferienvermietung, die einige linke Politiker am liebsten ganz abschaffen möchten, ist ein weiterer Beleg dafür. Die Tourismus-Kritiker, die den Ton in der Debatte angeben, sind der Bevölkerung allerdings eines schuldig geblieben: schlüssige Konzepte für den angemahnten Umbau der (Tourismus-?) Wirtschaft. Weniger ist mehr, scheint die einzige Devise zu lauten. Ärmlich, im wahrsten Sinne des Wortes. Und die Balearen-Regierung tut so, als sei der Tourismusboom gottgegeben und handelt entsprechend. Die Ecotasa wird in der Hauptsaison mal eben verdoppelt, der ohnehin schmächtige Tourismus-Werbeetat eingefroren . Wie will man die noch immer gravierende Saisonabhängigkeit bekämpfen, wenn man kein Geld in die Hand nimmt, etwa für die Entwicklung neuer Winterangebote? Zu glauben, der Tourismus auf der immer teurer werdenden Insel sei für ewige Zeiten ein Selbstläufer, ist arrogant. Schon mehren sich die Anzeichen dafür, dass die günstige Türkei und andere, auf deren Misere der Erfolg Mallorcas fußte, wieder erstarken. Vielleicht wäre Konkurrenz nicht das Schlechteste, um einiges geradezurücken. Autor: Bernd Jogalla