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Wer sich noch an die Proteste vor einigen Wochen in Palma gegen den Massentourismus erinnert, dem klingen vielleicht auch noch die Worte der Veranstalter in den Ohren: Die mallorquinische Wirtschaft müsse sich breiter aufstellen, um nicht derartig von der Reisebranche abzuhängen. Das Handwerk könnte dabei eine wichtige Rolle spielen. Auf Mallorca, besonders in Manacor, gab es in den vergangenen Jahrzehnten eine florierende Möbelindustrie, die indirekt auch vom Tourismus lebte. Hotelkonzerne brachten die Schreiner in Lohn und Brot. Mittlerweile hat auch hier die Globalisierung ihre Spuren hinterlassen, in anderen Ländern sind die Produktions- und Materialkosten niedriger. Viele Schreiner geben ihre Werkstätten aus Altersgründen auf, einen Nachfolger finden sie ohnehin nicht. Überhaupt nennen Tischler als ihre größte Sorge das Problem, qualifiziertes Personal zu finden. An Arbeit mangelt es Möbelbauern auf Mallorca nicht. Die Unternehmen reißen sich um gute Handwerker, der Nachwuchs ist nur schlecht ausgebildet. Zum einen lockt junge Mallorquiner nach wie vor das schnelle Geld, das sie in Hotellerie und Gastronomie - nach wie vor noch ohne abgeschlossene Schulausbildung oder Lehre - machen können. Zum anderen holpert es im spanischen Ausbildungssystem. Hinter vorgehaltener Hand erzählen Schreiner, die Absolventen der polytechnischen Schule seien für den Einsatz in der Werkstatt nicht zu gebrauchen. Ihnen fehlt unter anderem praktische Erfahrung. Nun haben sich zehn Unternehmen in Inca zusammengeschlossen und probieren das duale Ausbildungssystem aus. Sie wollen sich ihre neuen Arbeiter selbst heranziehen. Das balearische Industrieministerium bezuschusst das Projekt zwar, doch wäre ein weitergreifendes Umdenken nötig. Ähnlich wie die Nautikbranche, die ihre eigene Schule bekam, wünschen sich auch die Schreiner eine praxisnahe Ausbildung. Die Unterstützung der Politik ist dabei unabdingbar. Das Ziel ist eine mannigfaltige Wirtschaft für Mallorca. Autorin: Claudia Schittelkopp