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Früher hatte an der Playa de Palma nahezu jedes Hotel im Winter geöffnet. Das ist aber schon Jahrzehnte her. Damals war es für deutsche Langzeit-Urlauber billiger, die kalten Wochen und Monate auf Mallorca zu verbringen, als in Deutschland den Heizöltank auffüllen zu lassen. Dass die Hotels damals keine Heizungen hatten, das war den abgehärteten Rentnern, die als junge Menschen die Kriegs- und Nachkriegswinter überstanden hatten, ziemlich egal.

Dann kamen neue Destinationen wie die Kanaren und die Karibik hinzu, der Fortschritt in Spanien und der spätere Euro verteuerten ihrerseits die Urlaube auf Mallorca. Immer mehr Hotels schlossen im Winter ganz, so dass vor etwa zehn Jahren und im Zuge der Wirtschaftskrise vieles dicht war. Tote Hose. Alle waren sich einig: Das kann so nicht weitergehen.

Dann, vor etwa fünf Jahren, wurden die ersten – zum Teil angejahrten – Hotels für viele Millionen Euro modernisiert, teils sogar ausgebaut oder aufgestockt. Selbst Neubauten im Fünf-Sterne-Bereich wuchsen aus dem sandigen Boden empor.

Das trägt heute Früchte: Nicht wenige dieser aufgehübschten Übernachtungsunternehmen halten im Winter ihren Betrieb aufrecht und begrüßen Gäste – auch wenn es ihrer längst nicht so viele sind wie im Sommer. Dieser Wandel ist positiv für die Strandmeile, auch wenn weiterhin viele Gastronomen und Einzelhändler es vorziehen, im Winter zu pausieren.

Was an der Playa de Palma hingegen nicht positiv ist, fällt bei jedem Schritt und Tritt ins Auge: Der Straßenbelag ist erschütternd, manche Häuserfassaden mit ihren heruntergekommenen Wohnungen und Läden samt der verlotterten Billig-Deko lassen Dritte-Welt-Assoziationen aufsteigen. Das zeigt: Der Lokalpolitik hat es sichtlich am Gestaltungswillen und an Investitionen gefehlt. Auch viele Probleme im Bereich der Kleinkriminalität sind ungelöst. Der Wandel an der Playa de Palma, er kommt bei Weitem nicht so voran, wie man es der Tourismusmeile wünschen würde. Und dennoch: Allen Schattenseiten zum Trotz ist ein Spaziergang auf der Meerespromenade bei Sonnenschein gerade im Winter ein grandioses Erlebnis.

Autor: Alexander Sepasgosarian