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Man möchte sich an so einer Nachricht erfreuen und einer aktiven Botschafterin für die Idee des „zero waste” zujubeln. Denn sie hat recht. Es–geht–so–nicht–weiter! Aber die Freude erlahmt auf halber Strecke, der Jubel fällt leise und zaghaft aus. Denn dass sich die Balearen als Pionier in Sachen Umweltschutz beim Abfallgesetz bezeichnen, mutet wie pure Ironie an.

Nirgends hört man die Frage „Quiere bolsita?” so regelmäßig und ausdauernd wie in hiesigen Geschäften, Bioläden eingeschlossen. Der zaghafte Versuch, die eigenen Einkäufe im liebevoll gehäkelten Einkaufsnetz oder der mitgebrachten Stofftasche einzeln unterzubringen, entlockt manchem Verkäufer ein Achselzucken. Beim Betrachten der in individuelle Plastiktüten eingeschlagenen Birnen, Tomaten und Bananen der nächsten Kundin erlahmt der Glaube an weniger Müll erneut.

Was die Wahl-Amerikanerin Bea Johnson in ihrem Buch „Zero Waste” lebt und fordert, klingt plausibel und einleuchtend. Warum soll man wiederverwertbare Strohhalme kaufen, wenn die Option „keine Strohhalme” ohne große Entbehrungen ginge? Johnson lebt mit ihrer Familie nach der Maxime: „Refuse, reduce, reuse, recycle, rot“ (Ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, recyceln und kompostieren) und schafft es nach eigenen Angaben auf ein Weckglas Abfall pro Jahr! Das gleicht schon fast einer wundersamen Reduzierung. Es macht wütend, wenn sich im Sommer statt Muscheln Plastikfetzen beim Schwimmen zwischen den Fingern verfangen. Und es stimmt nachdenklich, wie wenig das Konzept „weniger Müll” in vielen Köpfen verankert ist. Service scheint häufig vorzugehen, Jutebeutel wirkt schrullig. Es braucht Pioniere wie Bea Johnson und ihre Konsequenz, um den schweren Tanker der Verpackungsindustrie im Millimeter-Tempo umzulenken. Die Puste sollte allen Engagierten unterwegs nicht ausgehen. Auch wenn es nur die Vermeidung des eigenen Tütenbergs ist. Unverpackt-Geschäfte wie in Santa Catalina sind da ein Schritt in die richtige Richtung.

Auorin: Dorothee Kammel