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Es ist nachvollziehbar, dass Palma die Autofahrer hin zum öffentlichen Nahverkehr locken will. Die vielen Staus fast überall zur Rush Hour stoßen nicht nur Anhängern des regierenden Linksbündnisses sauer auf. Und so ist es auf jeden Fall eine gute Idee, bald ein Tarifsystem mit Rabatten für häufiges Busfahren einführen zu wollen. Doch um Autofahrer dazu zu bewegen, umzusteigen, ist das nicht genug. Das Angebot muss besser sein. Leider aber gibt es immer wieder Probleme mit den EMT-Bussen. Manchmal kommen sie gar nicht, zuweilen sind sie unpünktlich und manchmal überfüllt. Das sind keine guten Voraussetzungen, um Kunden zu gewinnen.

In dem Zusammenhang, das Bussystem fahrgastfreundlicher zu machen, muss die Tatsache gesehen werden, Knall auf Fall das gesamte Liniennetz durcheinanderzuwirbeln. Ab dem 18. Dezember wird alles anders sein. Gut ist, dass die Frequenzen bei einigen viel genutzten Linien erhöht werden sollen. Gut ist auch, zahlreiche bereits vor längerer Zeit neu angeschaffte Gefährte endlich einzusetzen. Doch die Aktion wirft auch Fragen auf. Wieso wird die Playa-Linie 15 eingestellt und durch eine kürzere ersetzt, mit der man gar nicht mehr direkt vom Party-Bereich in das Stadtzentrum vorstoßen kann? Will man so verhindern, dass gewisse trinkfreudige Urlauber sich allzu weit vom Ballermann entfernen? Nachvollziehbar und verständlich ist das durchaus. Und dass man plötzlich mit einer ganz anderen Linie zu den Illetes-Stränden kommt, verstehen sicher nur diejenigen, die das Ganze ausgeheckt haben.

Der unverhoffte Aktionismus an der Bus-Front passt zum Vorhaben der Stadt-Verantwortlichen, auch anderweitig eine Anti-Auto-Strategie zu fahren. Angedacht ist etwa, die trubelige Nuredduna-Straße zu einer weiteren Fußgängermeile umzufunktionieren. Angefangen hatte man bereits vor Tagen mit der Umgestaltung der auch bei Deutschen so beliebten Plaça del Mercat. Dort, wo kultige Bars viele Menschen anlocken, wird künftig alles heimeliger. Und das ist auf jeden Fall gut so.

Autor: Ingo Thor