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Unzählige E-Mails fanden in den vergangenen Tagen den Weg in den Account von Balearen-Ministerpräsidentin Francina Armengol. Geschickt von Deutschen, die auf den Balearen eine Immobilie besitzen. Während die Menschen auf Mallorca eingesperrt sind, bleiben die Zweitwohnsitzler ausgesperrt. Dass ihnen das nicht gefällt, ist verständlich. Aber leider nicht von heute auf morgen zu ändern.

Francina Armengol reagierte besonnen. Sie verwies auf die besonderen Beziehungen der Inseln zu Deutschland, betonte aber zugleich, dass die Einschränkung der Mobilität im Moment nicht davon abhängt, welchen Pass jemand hat. Auch Spanier vom Festland kommen momentan nicht zu ihrer Ferienbleibe auf den Inseln.

Die Immobilienbesitzer verweisen darauf, dass sie ein Recht darauf haben, ihre Immobilien nutzen zu können. Normalerweise ist da was dran. Aber was ist in diesen Zeiten schon normal? Rund 10.000 Deutsche sollen Eigentum auf Mallorca haben. Aber das Dilemma betrifft nicht nur diese Menschen, sondern auch diejenigen, die hierzulande dauerhaft eine Wohnung oder ein Haus gemietet haben. Auch sie müssen draußen bleiben. Beide Gruppierungen kurbeln die Wirtschaft an, zahlen Steuern oder Abgaben. Die Klientel schaut nicht auf den Cent, sei es in Restaurants oder beim Einkaufen. Und viele einheimische Handwerker freuen sich über Aufträge. Aber man darf das Schicksal der Zweitwohnsitzler nicht nur mit dem wirtschaftlichen Aspekt verknüpfen. Sie gehören einfach dazu, sind längst ein Teil der sich entwickelnden kosmopolitischen mallorquinischen Gesellschaft. Auch ohne Residencia fühlen sich diese Menschen größtenteils längst nicht mehr als Gäste, sondern sind auch auf Mallorca zu Hause. Vieles vermischt sich, anderes ergänzt sich. Das wissen und verstehen auch die Einheimischen.

In der Coronakrise wird es viele Verlierer geben und wohl nur wenige Gewinner. Eine bittere Erkenntnis, aber so ist es nun einmal. Deutsche und Mallorquiner haben zusammen viel erlebt. Und daher ist der Satz der Stunde mehr als eine Floskel: Gemeinsam schaffen wir das.

Autor: Nils Müller