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Vielleicht haben sich auf Mallorca am Samstagnachmittag besonders viele Menschen mit dem Corona-Virus infiziert. Denn im TV lief der Fußball-Clásico. FC Barcelona gegen Real Madrid. Und Fußballfans versammelten sich in heimischen Wohnzimmern, um zu gucken. Wahrscheinlich meistens ohne Masken, ohne Mindestabstand, dafür aber mit einer Zigarette im Mundwinkel. Auf Restaurant-Terrassen darf man nicht mehr rauchen, nirgendwo im öffentlichen Raum auf den Balearen ist der blaue Dunst erlaubt. Also trifft man sich nicht mehr auf der Terrasse, sondern zu Hause. Ist das wirklich sinnvoll?

Die Balearen-Ministerpräsidentin Francina Armengol behauptete kürzlich, dass die hiesigen Maßnahmen greifen, die Daten aber trotzdem nicht gut seien. Wer kann allerdings sagen, wie die Zahlen ohne die Maskenpflicht und das Rauchverbot aussehen würden? Vielleicht wären sie geringer, wenn die Leute auf den Terrassen sitzen würden und Eigenverantwortung an den Tag legten. Zumal Experten zufolge nur wenige Ansteckungen in Lokalen stattfinden. Möglicherweise ist es sinnvoller, Grüppchen nicht ins Private abzudrängen, sondern sie in der Öffentlichkeit zu lassen. In diesem Fall muss man natürlich auch kontrollieren, ob sie die Regeln einhalten. Aber dann ist das wenigstens möglich.

Wer weiß, vielleicht geht die Strategie schon bald in diese Richtung. Zumal sich die Ansichten der Politik oft von Tag zu Tag ändern. So wurde der Beginn der Ausgangssperre auf 23 Uhr festgelegt, dann hieß es Mitternacht. Sicher, die Balearen-Regierung hat dem Druck der Gastronomie stattgegeben. Doch dass die Wirte nicht über die Ausgangssperre jubeln würden, hätte man auch einen Tag eher schon wissen können.

Wir sind in einer prekären Situation, für die niemand eine Lösung parat hat. Die Nachhaltigkeit der bisherigen Maßnahmen darf aber bezweifelt werden. Vielleicht gelingt es uns, die Zahlen wieder auf ein erträgliches Maß zu drücken. Dann aber warten wir erneut auf die nächste Welle. Es scheint, als würde die neue Normalität wirklich erst dann lebenswert, wenn es einen Impfstoff gibt.

Autor: Nils Müller