TW
0

Der Ankündigung der balearischen Ministerpräsidentin Francina Armengol folgten verschärfte Einschränkungen. Weil die Coronazahlen weiter stiegen, wurde die Sperrstunde von Mitternacht auf 22 Uhr vorgezogen. Nach Sa Pobla dürfen zudem auch in Sóller, Lloseta und Muro Bars und Restaurants ihre Gäste nicht mehr in Innenräumen bewirten. Dies gilt vorerst bis zu einer Neubewertung der Lage am 21. Dezember.

In der Kälte sitzen, das Feierabendbier herunterstürzen, das gemeinsame Essen mit Freunden auf den Mittag vorziehen: Die neuen Restriktionen machen sich für die Normalbürger unangenehm bemerkbar. Noch vor Weihnachten brauchen sie außerdem einen persönlichen QR-Code, um Zugang zu den Lokalen zu erhalten. Bessere Zeiten lassen indes auf sich warten. Im ersten Trimester 2021 sollen auf den Balearen gerade mal 102.000 Impfdosen gegen das Coronavirus zur Verfügung stehen, mit einer umfassende Immunisierung der Gesellschaft ist also vorerst nicht zu rechnen.

Für diese Weihnachten käme sie ohnehin zu spät. Es sei jetzt nicht der richtige Moment, um an Weihnachtsfeiern zu denken, sagte Ministerpräsidentin Armengol. Das ändert freilich nichts daran, dass dieses Fest wie kaum ein anderes in der westlichen Kultur und der eigenen Kindheit verwurzelt ist.

Deshalb mutet es seltsam an, dass selbst die religiösen Gralsstätten dieses Festes ihre Aktivitäten zurückfahren. In der Kathedrale dürfen nur 400 Gläubige an der Christmette teilnehmen, vorgezogen wird sie von 23 auf 19 Uhr. Die beiden deutschsprachigen Gottesdienste wurden gar abgesagt, finden statt dessen dezentral und in kleinerem Rahmen statt. Und in der Klosterkirche von Lluc wird Heiligabend hinter verschlossenen Türen gefeiert.

Auch die weltliche Gralsstätte von Weihnachten, die Familie, steht dieses Jahr nicht allen Mallorca-Residenten offen: Der Weg auf die Insel ist mit Auflagen gepflastert, der Besuch in Deutschland oder Österreich nahezu unmöglich.

Was bleibt da noch vom Frohen Fest? Wenigstens der Anlass für Besinnlichkeit und die Gelegenheit zur Besinnung: Heiligabend 2020 wird eine ziemlich stille Nacht.

Autor: Martin Breuninger