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Die Sehnsucht ist einfach groß. Nach der hochoffiziellen Ankündigung der deutschen Regierung, Mallorca nicht mehr als Corona-Risikogebiet zu sehen, buchen die kälte-, regen- und lockdowngeplagten Menschen in seltenem Ausmaß Flüge auf ihre so heißgeliebte und so lange so fern befindliche Lieblingsinsel. Doch kaum brach sich die Mittelmeereuphorie Bahn, äußerten sich schon Bedenkenträger. Dazu zählten die üblichen Gesichter, die sich in den vergangenen bleiernen Monaten ins Gedächtnis eingebrannt haben. Mallorca-Urlaub würde er keinem empfehlen, unkte etwa der als Panikmacher vielkritisierte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Keine unerwartete Aussage. Auch die Äußerungen von Regierungsvertretern aus Bayern und Niedersachsen überraschen nicht. Auf der Insel würden sich Menschen aus ganz Europa gegenseitig anstecken, hieß es.

Könnten die Kritiker recht behalten? Momentan nicht, denn die Lage ist entspannt. Doch so etwas kann sich in wenigen Wochen wieder zum Schlechteren wenden. Andererseits: Jetzt ist halt ein wunderbarer Augenblick, um zu buchen. Und Sicherheit kann man erwarten, denn hier wird kein Infizierter hereingelassen. Dass man sich als Urlauber anstecken kann, ist ob der niedrigen Inzidenz fast ausgeschlossen. Was soll also dieses auf Unwissenheit und plumpen Ballermann-Vorurteilen basierende deutsche Getue, Mallorca als „zweites Ischgl” abzuqualifizieren? Hier lebt man derzeit x-mal sicherer als in der Bundesrepublik, denn anders als dort ist es gelungen, die Corona-Lage entscheidend zu verbessern.

Die Mehrheit der Deutschen, die während der noch nicht allzu warmen Ostertage kommen werden, wollen keine Party machen, sondern einfach nur Ruhe, etwas Wärme, Meer und eine schöne Umgebung. Sie wollen auch den ewig mäkelnden Bedenkenträgern entweichen. Ihnen ist klar: Wer weiß, wann sich angesichts einer neuerlich beginnenden Corona-Welle in Deutschland wieder so ein Zeitfenster auftun wird. Die Menschen brauchen Hoffnung, sie wissen selbst, wie sie sich vorzusehen haben.

Autor: Ingo Thor