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Es ist eine Lage, an die man sich erst gewöhnen muss: Die Insel füllt sich immer mehr mit ausländischen Urlaubern, obwohl sich die Menschen so häufig wie selten mit Corona anstecken. Bei zuletzt 680 neuen Infizierten pro Tag hätte es während der vergangenen Wellen harte Restriktionsmaßnahmen nur so gehagelt. Doch jetzt bleiben die Restaurants und Bars geöffnet, sogar die Innenräume. Und die Menschen bewegen sich maskenfrei durch die Straßen, als wäre das Leben so sorgenfrei wie vor der Pandemie.

Doch am Ende guckt man halt auf die Krankenhäuser. Füllen die sich nicht rasant, gibt es ja keinen Grund zur Panik. Da hat die balearische Regierungschefin Francina Armengol völlig recht. Die Impfkampagne schlägt also inzwischen durch, die älteren Bürger sind vor der Krankheit geschützt.

Das bedeutet jedoch nicht, sich zurücklehnen zu können: In der besonders schwer von der neuen Welle betroffenen Nachbarregion Katalonien sieht die Krankenhauslage angespannter aus, und das, obwohl auch dort die anfälligeren Älteren durchgeimpft wurden. Es ist also zu hoffen, dass auf den Inseln diese merkwürdige Lage so bleibt und die Zahl der Infizierten bald wieder sinkt.

Es zählt halt im Tourismus, der wichtigsten Branche Mallorcas, jeder Tag. Und momentan läuft es: Immer mehr Hotels machen auf, immer mehr Flieger kommen. Das ist gut für die Menschen, denn die brauchen Arbeit und Brot. Doch alles kann sich schnell wieder ändern, wenn un- oder halbgeimpfte Urlauber bei ihrer Rückkehr in Quarantäne müssen, weil Mallorca als Hochinzidenzgebiet gesehen wird. Oder würde alles auch dann nicht so schlimm, weil so viele schon vor der Krankheit geschützt sind?

Es ist eine kritische Phase, die Mallorca derzeit durchlebt. Die Regionalregierung handelt taktisch richtig, einstweilen auf allzu scharfe neue Restriktionen zu verzichten. Es ist zu hoffen, dass Deutschland ebenso klug agiert und bei der Bewertung Mallorcas nicht nur die Inzidenz beäugt. Die Urlauber werden es den im September zur Wahl stehenden Politikern danken.

Autor: Ingo Thor