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Zu glauben, dass Mallorca dem Kriegsgeschehen in der Ukraine völlig entgehen kann, ist eine naive Illusion. Reiche Russen, die auf der Insel Luxus-Yachten oder ebenso wuchtige Anwesen ihr Eigen nennen, merken zurzeit, was es heißt, Bürger eines kriegstreiberischen Landes, eines Paria-Staates mit einem gebrandmarkten Präsidenten zu sein: Im Rahmen der EU-Sanktionen gegen das von Wladimir Putin regierte Land wurden sämtliche Sporthäfen auf den Balearen bereits angewiesen, mehr als 24 Meter lange russische Yachten den spanischen Behörden zu melden. Dann wird es einfacher, sie an die Kette zu legen oder gar zu beschlagnahmen.

Es ist halt Krieg, und Mallorca ist in diesem Zusammenhang keine Insel. Sollte sich das Kampfgeschehen in die Länge ziehen, wird das Urlaubsparadies auch anderweitig tangiert sein: Die Regionalregierung sucht bereits händeringend nach Unterkünften für mögliche Flüchtlinge aus der Ukraine. Hunderttausende fliehen gerade, zahlreiche Staaten, darunter auch Spanien, zeigen sich ausgesprochen entgegenkommend, was ihre Aufnahme angeht.

Auch der Tourismus, bekanntlich die wichtigste Branche auf den Inseln, könnte den Krieg zu spüren bekommen. In einer MM-Umfrage zeigten sich gut 37 Prozent fest davon überzeugt, dass sich die politisch schlimme Situation negativ auf den Urlaub auf Mallorca auswirken dürfte (siehe Seite 5) . Fast der gleiche Prozentsatz glaubt, dass man die Auswirkungen schwer einschätzen kann.

Dieser Krieg ist nicht mit lokalen Konflikten in strategisch abgelegeneren Winkeln der Welt vergleichbar. Hier wurde die Friedensarchitektur Europas zerstört. Außen vor ist man da auch auf Mallorca in unabsehbarer Zeit keineswegs. Leider. Dennoch: Auch in ernsten Zeiten wie diesen wollen die Menschen Urlaub machen. Und ist es nicht nachvollziehbar, den Wunsch nach ein paar Tagen Entspannung zu verspüren? So könnte, sollte das Virus es erlauben, die nächste Saison durchaus zur vollen Zufriedenheit der Branche verlaufen.