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Eigentlich müsste es in der Europäischen Union doch inzwischen so sein, dass das Leitungswasser überall bedenkenlos getrunken werden kann. Doch oho, dem ist nicht so: Auf Mallorca gibt es tatsächlich weiterhin Orte, wo man das kühle Nass aus den Rohren lieber nur – wenn man denn allen Mut zusammennimmt – zum Zähneputzen oder Duschen benutzen sollte. In Manacor etwa weicht manch einer schaudernd zurück, wenn er die Brühe zu Gesicht bekommt (S. 13) .

Unterentwicklung ist nicht nur in der dritten, vierten oder sechsten Welt ein Thema. Im Jahr 2022 in Europa nicht in der Lage zu sein, der Bevölkerung eine einwandfreie Trinkwasserversorgung zu garantieren, ist ein Armutszeugnis. Das auf Vordermann zu bringen, ist Angelegenheit der Lokalpolitiker. In Palma etwa hat dies der Stadtbetrieb Emaya hinbekommen. Hier kann man Wasser aus dem Hahn trinken, ohne befürchten zu müssen, sich nach wenigen Minuten vor Bauchschmerzen zu krümmen.

Mallorca hat, was die Wasserversorgung anbelangt, halt zwei Gesichter: Das modern-freundliche zeigt sich in der von mehr als 50 Prozent der Einwohner bevölkerten Hauptstadt, jenseits davon sieht es nicht überall gut aus. Und damit nicht genug: Zahllose Liter Wasser versickern ungenutzt im Erdreich, weil viele Rohre einfach porös sind.

Dabei wird Trinkwasser im Rahmen der immer ernster werdenden Erderwärmung immer wichtiger. Je heißer es wird, desto stärker wird die Nachfrage. Keine Kommune wird es sich leisten können, damit nachlässig umzugehen. Tut sie es dennoch, wird sie den Groll der Bürger auf sich ziehen.

Die Wasserversorgung auf der Insel auf einen der uropäischen Union würdigen einheitlichen Standard zu bringen, tut not. Investitionen in eine Optimierung sind zukunftsweisend. Zusammen mit öffentlichen Geldern für erneuerbare Energien würde den mittlerweile erschreckend schnellen Veränderungen in der Umwelt angemessen Rechnung getragen. Ungeachtet gewisser achtbarer Anstrengungen etwa im Solarbereich liegt vor Mallorca aber noch ein eher steiniger Weg.