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Dieser Sommer fühlt sich so an, als habe es diese ganze Pandemie-Sache nie gegeben. So, als seien die Rekorde aus der Vor-Corona-Zeit einfach fortgeschrieben worden – und die Schlagzeilen von heute gleichen denen von damals. „Mallorca ist voll”, „Die Insel ächzt unter dem Massentourismus”, „Mallorca kann nicht unbegrenzt wachsen”, und so weiter. Eigentlich unglaublich, wie schnell man nach dem wirtschaftlichen Niedergang 2020 und 2021 wieder an diesen Punkt gekommen ist. Aber es stimmt: Mallorca ist voll. So voll wie sonst nur die Schnapsleichen an der Playa de Palma, womit wir auch schon beim Thema wären. Die Rückkehr des Sauftourismus im Mai war, nach einem verhaltenen Frühjahr, der Vorbote dessen, was die Insel derzeit erlebt: Eines Sommers, in dem sich vieles irgendwie nach „zu viel” anfühlt: Zu viele Autos auf den Straßen, zu viele Touristen in den Bergdörfern, zu viel „Layla” und „Olivia”, zu viel Wasserverbrauch, zu viel Hitze und zu viel Trockenheit. Das hängt nicht unbedingt alles direkt zusammen, und doch macht es uns allen deutlich, dass wir auf einer Insel leben, die zunehmend an die Grenzen ihrer Ressourcen und Infrastruktur gerät. Es ist erfreulich, dass vieles dem Stresstest (noch) standhält – im Gegensatz zum Flughafen Düsseldorf, an dem Urlauber ständig Flüge verpassen, weil sie drei Stunden an der Sicherheitskontrolle stehen, läuft hier am Airport alles reibungslos. Im Tramuntanagebirge, wo sich vor beliebten Örtchen wie Valldemossa teils lange Staus bilden, zeigen sich die Auswirkungen der sommerlichen Massifizierung deutlicher. Kein Wunder, dass die Bürgermeister schon vor dem Kollaps warnen. Gleiches gilt in den Hotels, die einen Buchungsstopp vollziehen mussten, um der Nachfrage überhaupt Herr zu werden.Und wie geht man mit dieser Situation nun um? Der Weg, den die Balearen-Regierung eingeschlagen hat, ist sicher nicht falsch. Es gilt, weiter an verschiedenen Stellschrauben zu drehen – vom Kreuzfahrerlimit über einen sanften Abbau von Gästebetten bis zum Versuch, die Saison durch gezielte Werbung zu entzerren. Man muss solche Dinge anpacken, bevor es zum Kollaps kommt. Die Klimakatastrophe zeigt, was passiert, wenn man Probleme zu lange liegen lässt.