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Am 2.März gastiert der von Kritikern, Kollegen und dem Publikum gleichermaßen gefeierte 1991 in Madrid geborene Star-Cellist Pablo Ferrández mit Schumanns Cellokonzert bei den Sinfonikern. Davor dirigiert Pablo Mielgo die Ouvertüre zu Haydns früher Opera buffa „Lo Speziale“, danach die 4.Sinfonie von Brahms. Das Konzert findet im Trui Teatre statt und wird tags danach im Auditorium von Manacor wiederholt.

„Lo Speziale“, auf Deutsch „Der Apotheker“ wurde 1768 – Haydn war damals 36 Jahre alt – auf Schloss Esterhazy uraufgeführt. Die rund sechsminütige Ouvertüre ist typisch für die Zeit: dreiteilig ABA – schnell, langsam, schnell. Die Tonart ist G-dur – bei Haydn immer ein Zeichen für ungetrübte Heiterkeit. In ihrer jugendlichen Frische ist sie ein schwungvoller Start in den Konzertabend, der dann aber schwergewichtiger weitergeht.

Im Konzert für Violoncello und Orchester, a-moll, op.129, sehen die einen bereits Zeichen für Schumanns beginnenden geistigen Verfall – er starb sechs Jahre später, nachdem er seine letzten beiden Jahre in einer Heilanstalt verbracht hatte -, die anderen den „letzten Höhenflug einer Sturm- und Drang-Seele“ (Alban Gerhardt). Auf jeden Fall entstand es in einer glücklichen Phase: Schumann war gerade Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf geworden. Parallel arbeitete er an seiner dritten Sinfonie, der „Rheinischen“ mit ihrem fast karnevalesken Finale.

Florestan und Eusebius, Phantasiegestalten und gleichzeitig die „zwei Seelen“, die, ach, in Schumans Brust wohnen – verschaffen sich auch im Cellokonzert Gehör. Die Stimmung pendelt zwischen eruptiv-fröhlich und melancholisch. Formal besteht es aus drei Sätzen, die ineinander übergehen, so dass dieses hochdramatische Werk durchkomponiert erscheint. Der Solist kann sich durch sämtliche Lagen spielen, das Orchester tritt dabei manchmal in den Hintergrund. „Eine Intensität im Ton ist sehr wichtig, dass man dieses innere Brennen spürt“ sagt der Cellist Daniel Müller-Schott. Und weiter: „Jedesmal, wenn ich dieses Konzert spiele, entdecke ich neue Farben.“

Der erste Satz beginnt mit einer kurzen Orchestereinleitung, gefolgt von der Präsentation des Hauptthemas durch den Cellisten. Ein anschließendes kurzes Tutti bringt neues thematisches Material, das im weiteren Satzverlauf sinfonisch weiterentwickelt wird. – Der kurze und überaus melodische zweite Satz enthält eine absteigende Quinte, ein Motiv, das bereits in seiner ersten Klaviersonate auftaucht und als Hommage an seine Frau Clara gedeutet werden kann. – Der Finalsatz ist ein leicht daherkommendes Rondo. Bei aller Virtuosität gilt Schumanns frühere Äußerung: „Ich kann kein Konzert für Virtuosen schreiben. Ich muss mich um etwas anderes bemühen.“ Dieses „andere“ ist die Darstellung des emotionalen Konflikts zwischen seinen beiden Seelen, zwischen Florestan und Eusebius. – Eine recht gute Einführung können Sie bei br klassik in der ARD-Audiothek hören.

Brahms‘ letzte Sinfonie, die Vierte in e-moll, op.98, ist heute ein allgemein anerkanntes, großes Werk, das als leidenschaftlich, lyrisch, höchst mitteilsam und tief befriedigend angesehen wird. Das war nicht immer so. Zur Zeit ihrer Entstehung (1895) beteiligte sich halb Europa am Kampf Brahms gegen Wagner, an einer förmlichen Schlacht zwischen den Neudeutschen um Liszt und Wagner und den Konservativen, auf deren Seite Brahms stand. Die neudeutschen Wagnerianer ließen kein gutes Haar an dem Werk. Hugo Wolf, der alte Stänkerer, unterlegte den Beginn sogar mit den Worten „mir fällt nichts ein, mir fällt nichts ein“. Und spottete weiter: „Zwar hat sich sein Produzieren nie über das Niveau des Mittelmäßigen aufschwingen können; aber solche Nichtigkeit, Hohlheit und Duckmäuserei, ist doch in keinem Werke von Brahms in so beängstigender Weise an das Tageslicht getreten . Die Kunst, ohne Einfälle zu komponieren, hat in Brahms ihren würdigsten Vertreter gefunden.“ – Armer Irrer, möchte man sagen. (Er starb übrigens tatsächlich im Irrenhaus…) Und er war nicht der einzige Brahms-Verächter. Auch Tschaikowsky pöbelte in seinem Tagebuch munter drauf los. Diese Herren konnten oder wollten einfach nicht erkennen, dass gerade die Eingebung der Kern von Brahms‘ Größe ist. „Aus Ideen und Themen, die an sich unbedeutend erscheinen, die aber, wie sich herausstellt, mit symphonischem Dynamit geladen sind,“ schreibt Leonard Bernstein in seinem Buch Von der unendlichen Vielfalt der Musik. „Dass Brahms dies konnte, ist ein Grund zu höchstem Lob. Wie konnten die Kritiker bei Brahms diese Tatsache verkennen, da sie doch durch das symphonische Schaffen Beethovens erzogen waren?“ – Soviel für Herrn Wolf und seine Genossen. Hören Sie doch nur einmal den großartigen Beginn des 3. Satzes! Oder besser, schauen Sie sich auf YouTube das ganze Werk mit dem hr-Sinfonieorchester an. Es wird Ihre Vorfreude auf das Konzert garantiert erhöhen. – Karten gibt’s hier.