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Trotz des beliebten musikalischen Märchens „Peter und der Wolf“ (eines der meistaufgeführeten klassischen Werke überhaupt), trotz der neoklassizistischen 1. Sinfonie (Haydns Geist durch die Brille Tschaikowskys) und des Ballett-Highlights „Romeo und Julia“ ist Prokofjew nicht unbedingt everybody’s darling. Dass er sein Publikum schätzte, hieß nicht, dass er ihm schmeichelte und es ihm leicht machte, seine Musik zu rezipieren oder gar zu lieben. In seiner ersten Phase, der russischen, provozierte er durch gewagte Harmonien bis an den Rand der Tonalität und durch bisweilen brutale Rhythmik. Noch in seinem zweiten Klavierkonzert verschreckte er seine Zuhörer so stark, dass manche bei der Uraufführung unter Protest den Saal verließen.

Ganz andere Töne schlägt er dagegen im dritten Klavierkonzert an. Erste Notizen stammen aus dem Jahr 1919, aus der Zeit der „Symphonie classique“. Und das hört man: da ist es wieder, das lustige Augenzwinkern, der Humor auf höchstem kompositorischem Niveau. Vollendet wurde das Werk 1921, die Uraufführung fand am 16.Oktober in Chicago statt, mit dem Komponisten am Flügel. Richtig erfolgreich war dann die Pariser Erstaufführung ein halbes Jahr später: die Kollegen Honegger, Ravel und Poulenc traten an Prokofjew heran und gratulierten ihm. Und auch das Publikum war begeistert.

Das dreisätzige Werk steht in der „weißen“ Tonart C-dur, die Instrumentierung spiegelt französische clarté wieder, ist sehr einfallsreich und apostrophier sowohl die lyrischen Momente als auch die rhythmischen (mit „großem Besteck“ einschließlich Becken, Kastagnetten und Tamburin). Der Klavierpart verlangt dem Solisten ein hohes Maß an technischer Meisterschaft ab. Kein Wunder, dass es die junge Martha Argerich auf einer ihrer ersten Platten (1967, Deutsche Grammophon) zusammen mit Ravels G-dur-Konzert unter Claudio Abbado eingespielt hat, was ihr Label zu dem werbewirksamen Prädikat „die Pianistin mit dem Tiger im Steinway“ veranlasst hat. Und sie spielt es immer noch, mit mittlerweile über 80. Schauen Sie mal in diese Aufnahme von 2018 rein!

Eine „junge Wilde“ unserer Tage, Yuja Wang, hat es natürlich auch in ihrem Repertoire. In einem Interview hat sie einmal gesagt, sie schätze an Prokofjew besonders, dass er „nie erwachsen“ geworden sei. - In der Tat, die frische Jugendlichkeit in seinem dritten Klavierkonzert ist bezwingend.

Der erste Satz folgt der Sonatenhauptsatzform und eröffnet mit einer lyrischen Melodie, vorgetragen von der Klarinette. Sie wird von den Streichern übernommen und führt dann zum Klaviereinsatz. Der zweite Satz besteht aus einer Variationenfolge, in der Prokofjew seine ganze instrumentationstechnische Meisterschaft zeigt. Dem Klavierpart merkt man an, dass der Komponist selbst ein begnadeter Pianist war. Auch das Finale ist geprägt von brillanter, kontinuierlich gesteigerter Virtuosität.

Am kommenden Donnerstag (11.05.) spielt die 44-jährige katalanische Pianistin Alba Ventura das Kontert unter der Leitung von Gianna Fratta das Konzert im Trui Teatre. Karten gibt’s hier.