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Das letzte Konzert der Saison war, was das Programm betraf, noch einmal ein Highlight: Mahlers „Lied von der Erde“ am vergangenen Donnerstag (18.05.) im Auditorium, mit zwei Gesangssolisten (Steve Davislim, Tenor und Dietrich Herschel, Bariton) und großem Orchester, wieder einmal durch die jungen Musikerinnen und Musiker der Academia Simfonica OSIB verstärkt.

Das Programmheft listete, wie immer, das Repertoire der Solisten auf, und das war bei beiden beeindruckend. Bei Davislim gehören Rollen wie Tamino, Ferrando, Don Ottovio genauso dazu wie Camille in der „Lustigen Witwe“ oder Gonsalvo in Ravels „L`Heure espagnole“. Den Idoneneo hat er an der Mailänder Scala gesungen, den Tenorpart in Beethovens Neunter in der Tonhalle Zürich. Herschel ist neben seinen Engagements im Züricher Opernhaus, beim Maggio musicale und an der Komischen Oper Berlin auch als Liedsänger (Hugo Wolf, Schubert und Mahler hervorgetreten.

Am Donnerstagabend war indes klar im Vorteil, wer die zugrundeliegenden Texte (nach „Die chinesische Flöte“, von Hans Bethge ins Deutsche übersetzt) zuvor gelesen hatte: zu verstehen war über weite Strecken nämlich so gut wie nichts. Das mag zum einen an der nachlässigen Deklamation gelegen haben; auch verfügten beide Stimmen (an diesem Abend) nicht über das nötig Potenzial, um sich gegen das gewaltige orchestrale Aufgebot behaupten zu können. Der Großteil des Publikums hat das wohl so empfunden, denn beim Schlussapplaus bedachte es die von Mielgo hervorgehobenen Instrumentalisten teilweise mit mehr Beifall als die beiden Solisten.

Von den ersten Zeilen („Schon winkt der Wein im goldnen Pokale. Doch trinkt noch nicht, erst sing ich euch ein Lied!“) bis zum finalen „Aufs neu! Allüberall und ewig blauen Licht die Fernen! Ewig…Ewig...“ hatte Mahler einen gewaltigen Bogen gespannt, der musikalisch alles enthielt, was seinen Stil ausmacht: den Themenaufbau coram publico genauso wie die Themenfragmentierung und die Zeit, die er sich nahm, Höhepunkte zu erreichen. Der typisch Mahlersche Streicherklang erinnerte bisweilen an das berühmte Adagietto aus der fünften Sinfonie. Die Bläser wurden in immer neuen Kombinationen gefordert, das Schlagwerk setzte zum Teil plakative Akzente. Mielgo verstand es, allen Instrumentengruppen brillante Höchstleistungen zu entlocken und machte damit das Orchester zum Hauptakteur des Abends und das Werk zur ausgewachsenen Sinfonie. Die Bezeichnung „Liederzyklus“, als den manche Exegeten es auch sehen, trat in den Hintergrund. Mielgo und Mahler scheinen füreinander gemacht, und man darf gespannt sein, mit welchem Werk er seinen Mahlerzyklus fortsetzen wird.

Jetzt aber ist erst mal Sommerpause. Am 29.Juni beginnen dann die Bellverkonzerte mit zwei großen romantischen Klavierkonzerten (Brahms und Rachmaninow). Der Verkauf der Einzelkarten beginnt am kommenden Montag, 22-05.