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Bald ist es wieder so weit: Das Sinfonieorchester der Balearen verzaubert laue Sommernächte in der zauberhaften Kulisse des Innenhofes von Schloss Bellver mit Highlights des klassischen und romantischen Repertoires. Vier der fünf Konzerte sind Chefsache: Pablo Mielgo macht sie – unausgesprochen – zu einem regelrechten Klavierfestival. Gewichtiges (Brahms, Beethoven), aber auch heiter Verspieltes (Ravel) aus der Welt der 88 Tasten wird von einer durchweg jungen Pianisten-Riege in den Nachthimmel über der Burg gedonnert, gehaucht, und sicher mit viel Spielfreude zelebriert. Für das fünfte Konzert fliegt Joji Hattori, hier auch kein Unbekannter, aus Wien ein. Garniert werden die Klavierkonzerte mit Sahnestückchen aus dem Repertoire der großen Oper, aber auch instrumentale Meisterwerke wie Beethovens 7.Sinfonie oder das Cellokonzert von Schumann stehen auf dem Programm. Doch der Reihe nach:

Gleich das erste Konzert am 29.Juni ist ein Doppel-Wumms, wie Olaf Scholz das wohl ausdrücken würde. Zwei große Klavierkonzerte harren ihrer Aufführung: das großartige Zweite von Johannes Brahms und die nicht minder beeindruckende Nummer zwei von Sergej Rachmaninow, kurz Rach2 genannt. Dabei wird der junge asturische Pianist Martin Garcia sicher alles tun, Labels wie „gefühlvolle Jauche“ (Richard Strauss), „Salonkitsch“ oder „eklektizistische Plagiatsmusik“ vergessen zu lassen und es so spielen, wie es vom Komponisten gedacht war, als Musik, die „aus dem Herzen kommt und zu Herzen geht.“ Überhaupt sind junge Pianisten Trumpf in dieser Sommersaison; auch der Georgier Davit Khrikuli, der das Brahmskonzert spielen wird, steht mit seinen 22 Jahren noch am Beginn seiner Karriere.

Der Pianist, den wir eine Woche später, am 6.Juli, erleben werden, ist noch jünger: mit gerade mal 14 Jahren wird Liam de Paor aus Palma den ersten Satz des a-moll-Klavierkonzerts von Grieg zu Gehör bringen. Die Geigerin Carmen Alzina, die im Anschluss das überaus beliebte Violinkonzert von Max Bruch vortragen wird, ist nur fünf Jahre älter. Auch das Orchester wird durch junge bis sehr junge Musiker erweitert: die Petita Simfonica“ besteht aus 11 bis 17-Jährigen. Unter der Leitung von Pablo Mielgo werden sie die beiden Instrumentalkonzerte mit der Ouvertüre zum Barbier von Sevilla und Benjamin Brittens Young Person’s Guide to the Orchestra umrahmen.

Das dritte Konzert am 13.Juli kombiniert Schumanns Cellokonzert op.129 mit der 7.Sinfonie von Beethoven. Solist im Schumannkonzert ist der österreichische Cellist Kian Soltani, auch er vertritt mit seinen 30 Jahren die jüngere Interpretengeneration. Das Konzert entstand gleichzeitig mit der Rheinischen Sinfonie in Schumanns glücklicher Zeit in Düsseldorf, als er dort gerade Städtischer Musikdirektor geworden war. Das hört man dem Werk an. Heiter, wenn auch stellenweise von echt Beethovenschem Furor durchzogen, ist auch dessen Siebente. Richard Wagner sah darin eine Apotheose des Tanzes. Beide Werke erklingen unter der Leitung von Pablo Mielgo.

Im vierten Konzert gibt’s ein Wiedersehen mit Hyung-ki Joo. Unter der Leitung des Wahl-Wieners Joji Hattori (der dort übrigens auch ein Feinschmeckerlokal betreibt!) spielt er das heiter-geistreiche G-dur-Klavierkonzert von Maurice Ravel. Obwohl es nur 20 Minuten dauert, ist es eines der ganz großen Klavierkonzerte des 20.Jahrhunderts und neben dem berühmten Bolero Ravels meistgespielte Komposition weltweit. Joo ist Teil des Comedy-Duos Igudesman&Joo, die Abonnenten erinnern sich noch, wie diese Formation in der vergangenen Saison mit einer ganz speziellen Version von Gershwins „Rhapsody in Blue“ für Begeisterung gesorgt hat. Weitere Stücke des Abends sind sinfonische Werke von Ravel, Turina und Chabrier. Aber allein das Ravel-Klavierkonzert lohnt den Besuch.

Im letzten Konzert, am 26.Juli, das übrigens eine Zusammenarbeit mit dem renommierten Lucerne Festival ist, steht das 3.Klavierkonzert von Beethoven im Mittelpunkt. Der 30-jährige Ukrainer Dmytro Choni, Medaillenträger bei der Van Cliburn-Competition 2022 und davor Preisträger anderer namhafter Wettbewerbe, wird in die Tasten greifen. Auch die Sopranistin des Abends, Olena Tokar, Ensemblemitglied der Oper Leipzig, stammt aus der Ukraine. Sie wird Arien aus Opern von Dvorak, Puccini und Gounod sowie aus Operetten von Franz Lehar singen. Die Leitung hat noch einmal Pablo Mielgo.

Informationen zum Programm und Eintrittskarten gibt’s auf der Website der Sinfoniker: www.simfonicadebalears.com