Es gibt Zeiten, da scheint nichts mehr richtig zu sein, alles muss hinterfragt werden. Der Job, die Beziehung, die Lebensziele, das Land, in dem man lebt. Freundschaften verändern sich, vielleicht sogar die Lebensgemeinschaften. Kinder sind plötzlich keine Kinder mehr und ziehen aus, um irgendwo in der Ferne zu studieren oder zu arbeiten. Es scheint, als bestünde das eigene, kleine Leben aus einer Aneinanderreihung von Veränderungen und Katastrophen. Und dann gibt es die großen Krisen – gesellschaftliche, globale –, die alles infrage stellen und einem das Gefühl geben, in einem Sog aus Unsicherheit, Angst und Resignation zu versinken.
Genau hier kommt sie ins Spiel: die Hoffnung. Diese störrische, widerstandsfähige Kraft, die sich weigert, klein beizugeben. Die uns auch dann noch ein „Vielleicht wird es doch gut» ins Ohr flüstert, wenn alles dagegenspricht. Hoffnung ist kein naiver Trost, sondern ein Überlebensmechanismus. Eine Art psychologisches Immunsystem, das verhindert, dass wir aufgeben.
Warum Hoffnung
so wichtig ist
Wenn man sich fragt, warum manche Menschen besser mit Krisen umgehen können als andere, landet man schnell beim Thema Resilienz – der psychischen Widerstandskraft. Und eine der wichtigsten Zutaten für Resilienz ist, genau: Hoffnung. Studien zeigen, dass Menschen, die eine optimistische Grundhaltung bewahren, weniger anfällig für Depressionen und Ängste sind. Sie finden schneller Lösungen und sind körperlich gesünder.
Eine Untersuchung der Harvard T.H. Chan School of Public Health ergab, dass Optimisten eine bis zu 15 Prozent höhere Lebenserwartung haben. Sie erkranken seltener an Herz-Kreislauf-Krankheiten und profitieren von einem stärkeren Immunsystem. Hoffnung zu haben, bedeutet also nicht nur, sich besser zu fühlen – es kann auch handfeste gesundheitliche Vorteile haben.
Doch was tun, wenn die Hoffnung langsam schwindet? Wenn die Welt mit schlechten Nachrichten um sich wirft und der Optimismus sich nur noch wie ein leeres Versprechen anfühlt?
Hope Core – Die Ästhetik der Hoffnung
Wenn ein Trend genau zur richtigen Zeit auftaucht, dann dieser: Hope Core. Während die sozialen Medien in den vergangenen Jahren oft von Dystopien, Schwarzmalerei und apokalyptischen Zukunftsvisionen geprägt waren, tauchte plötzlich ein Gegenstück auf – ein Trend, der sich nicht auf die Katastrophen konzentriert, sondern auf das, was uns trotz allem weitermachen lässt: Hoffnung.
Der Trend entstand als Antwort auf eine zunehmend düstere Weltwahrnehmung. Klimakrise, Kriege, wirtschaftliche Unsicherheiten, persönliche Schicksalsschläge – es gibt genug Gründe, um sich machtlos zu fühlen. Doch genau hier setzt Hope Core an. Die Bewegung wurde besonders durch junge Menschen in sozialen Netzwerken wie TikTok und Instagram populär, die sich gegen den allgegenwärtigen Pessimismus stellten. Statt sich von negativen Schlagzeilen erdrücken zu lassen, begannen sie, positive Geschichten zu teilen, schöne Momente festzuhalten und bewusst zu zeigen, dass es Lichtblicke gibt.
Hope Core steht damit im Gegensatz zu Trends wie Doomscrolling (exzessives Konsumieren schlechter Nachrichten) oder Crisis Core (die Faszination für dystopische Zukunftsszenarien). Statt zu resignieren, fokussiert sich Hope Core auf Lösungen, auf das Schöne im Kleinen – und auf die Möglichkeit, dass die Welt auch besser werden kann. Doch wie kann man diesen Trend selbst umsetzen?
Wie wir die Hoffnung
nicht verlieren
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Das Gedankenkarussell austricksen: Unser Gehirn ist darauf programmiert, Gefahren stärker wahrzunehmen als positive Dinge. Eine einfache Übung ist das „Drei-Gute-Dinge»-Tagebuch: Jeden Abend drei positive Erlebnisse des Tages notieren. Studien zeigen, dass diese Praxis nach wenigen Wochen das Gehirn darauf trainiert, Positives aktiver wahrzunehmen.
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Hoffnung ist ansteckend – mit den richtigen Menschen umgeben: Optimismus breitet sich in sozialen Netzwerken aus. Wer sich mit Menschen umgibt, die eine positive Grundhaltung haben, übernimmt unbewusst ihre Denkweise. Tipp: Sich bewusst von chronischen Schwarzsehern distanzieren und den Kontakt zu hoffnungsvollen Menschen suchen.
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Sich mit hoffnungsvollen Inhalten umgeben: Hope Core lebt davon, dass man bewusst nach positiven Geschichten sucht – sei es ein inspirierendes Buch, Filme mit hoffnungsvollem Ausgang oder Nachrichtenportale, die gezielt Fortschritte und Lösungen präsentieren.
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Das eigene Handeln in den Fokus rücken: Ein großes Problem mit Hoffnungslosigkeit ist das Gefühl der Ohnmacht. Wer sich fragt: „Was kann ich heute tun?» – selbst wenn es nur eine kleine Geste ist –, nimmt sich die Machtlosigkeit zurück.
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Nachrichten bewusst konsumieren: Statt stündlich schlechte Nachrichten zu konsumieren, kann eine Nachrichten-Diät helfen – feste Zeiten setzen oder gezielt positive Meldungen suchen.
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Die Kraft des Altruismus nutzen: Studien zeigen, dass Menschen, die anderen helfen, weniger Stress empfinden und zufriedener sind. Auch kleine Gesten wie jemandem die Tür aufhalten oder ein aufrichtiges Kompliment machen, stärken das eigene Wohlbefinden.
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Sich erinnern: Alles ist in Bewegung: Manchmal vergessen wir, dass schwierige Zeiten nicht ewig dauern. Hope Core bedeutet auch, sich bewusst zu machen, dass die Zukunft nicht vorherbestimmt ist – sie kann sich zum Besseren wenden.
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Humor als Rettungsanker: Lachen setzt Glückshormone frei und hilft, auch ernste Situationen aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ein lustiges Video, ein humorvoller Podcast oder ein Treffen mit jemandem, der einen zum Lachen bringt – all das ist eine schnelle Hoffnungsspritze.
Fazit: Hoffnung ist kein Zufall, sondern eine Entscheidung
Rebecca Solnit sagt: „Hoffnung ist kein Lottoschein, den man auf dem Sofa sitzend in der Hand hält. Sie ist eine Axt, um Türen einzuschlagen.» Hoffnung ist also nichts, das einfach so vom Himmel fällt. Sie ist eine aktive Entscheidung, ein bewusster Blickwinkel – besonders dann, wenn alles dagegenspricht.
Hope Core zeigt uns, dass wir die Welt nicht nur als düsteren Ort sehen müssen. Hoffnung bedeutet, sich bewusst auf das Gute zu konzentrieren, auch wenn es klein erscheint.
Also: Trotz allem weitermachen. Vielleicht gerade deswegen.
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