Konzertkritik: Vierhändiges Feuerwerk abseits des Mainstreams

TW
0

Die Matinéen der Reihe „Mallorca Me Suena« in der Bodega Macia Batle haben einen großen Nachteil: sie sind immer kurz nach der Ankündigung bis auf den letzten Platz ausverkauft. Das ist kein Wunder, bieten die Veranstalter (die Bodega, das Mallorca Magazin und die Geigerin Nina Heidenreich) doch immer hochkarätige Klassik mit genauso hochkarätigen Künstlern im anregenden Ambiente des kleinen Konzertsaals. Die Glücklichen, die eine Karte ergattern können, bilden mittlerweile fast so etwas wie eine Familie, die „Macia Batle Family«.

Für Sonntag, den 13.04.,hatte Nina Heidenreich das Klavierduo Pleyel, bestehend aus den Wiener Pianistinnen Stephanie Timoschek und Christine David, mit denen sie eng befreundet ist, gewinnen können. Die beiden Künstlerinnen begannen das Programm mit einer Sonate ihres Namenspatrons Ignaz Pleyel. . Der war, ähnlich wie Muzio Clementi, ein musikalischer Tausendsassa: Komponist, Pianist, Verleger und Klavierfabrikant. Mozart und Beethoven schätzten seine Werke, Frédéric Chopin spielte auf Pleyel-Klavieren, von denen er sich sogar eins nach Mallorca liefern ließ, als er den Winter 1838/39 in der Kartause von Valldemossa verbrachte. Dort steht es noch heute. Die dreisätzige Sonate in Es-dur, sehr anmutig und kantabel vorgetragen, diente als Einstieg in ein erlesenes Programm, abseits der üblichen Mainstream-Stücke.

Die Fantasie in f-moll von Franz Schubert steht seit jeher ein wenig im Schatten der berühmteren „Wanderer-Fantasie«, sehr zu Unrecht, wie die beiden Pianistinnen bewiesen. In ihr vereinen sich die Melancholie aus Schuberts letztem Lebensjahr mit dramatischer Energie, harmonischer Kühnheit und beglückender Innerlichkeit. Wie die „Wanderer-Fantasie« ist sie eine verkappte viersätzige Sonate, faszinierend in ihrem Wechsel von Dur und Moll und ihrem musikalischen Duktus und eines der bedeutendsten Werke der vierhändigen Klavierliteratur. Timoschek/David spielten sie graziös und anmutig, ohne dabei die rhythmischen und harmonischen Schroffheiten zu glätten, was ihrer Interpretation Eindringlichkeit und emotionale Tiefe verlieh.

Nach der Pause ging’s dann beschwingt-tänzerisch weiter. Die fünf „«Danzas españolas des deutschen Komponisten Moritz Moszkowski (1854-1925) sind geprägt von einer brillanten und virtuosen Spielweise, der Einfluss Liszts ist unüberhörbar. Sie waren seinerzeit sehr beliebt, wurden von Komponisten wie Rachmaninoff hoch gelobt, gerieten dann aber in Vergessenheit. Timoschek/David holten sie zupackend und mit großer Spielfreude aus dieser Versenkung. Nicht weniger engagiert nahmen sie sich im letzten Teil des Programms der „Ungarischen Tänze« von Brahms an. Mit Wiener Charme und ungarischem Drive spielten sie die Nummern 1,2,7 – und, wohl absichtlich an den Schluss gesetzt, die Nummer 5, die sich ja, vor allem in der Orchesterversion, zu einem wahren Wunschkonzert-Dauerhit entwickelt hat. Es tat gut, sie wieder einmal im Original zu hören. Mit der Zugabe, dem Ungarischen Tanz Nr.6, machte das Duo das Brahms-Glück perfekt und erntete dafür nicht enden wollenden Applaus.