Wohlstand beginnt im Kopf

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Von Glaubenssätzen, Scham und dem Mut zur Fülle

Es ist nur Papier, sagen die einen. Es macht nicht glücklich, sagen die anderen. Und dennoch hüten manche es wie ihren Augapfel, während andere es mit vollen Händen zum Fenster hinauswerfen. Die Rede ist – natürlich – vom lieben Geld. Es raschelt nicht nur in unseren Taschen, sondern auch in unserer Psyche, in unseren Erinnerungen und in unseren Beziehungen.

„Ich habe kein gutes Verhältnis zu Geld», sagen viele meiner Klienten. Manchmal höre ich sogar: „Ich habe überhaupt kein Verhältnis zu Geld.» Aber auch das ist ein Verhältnis – nur eben ein kompliziertes. Geld ist nicht nur Zahlungsmittel. Es ist Symbol, Projektion, Machtmittel, Trostpflaster, Sicherheitsanker, manchmal sogar eine Ersatzreligion.

Wenn wir ganz ehrlich sind: Kaum ein Thema macht uns so schnell nervös, verlegen oder streitlustig wie Geld. Dabei ist es doch eigentlich etwas ganz Einfaches. Zahlen. Scheine. Münzen. Ein Tauschmittel. Doch sobald es um das eigene Konto geht – ob voll oder leer –, mischen sich Gefühle ein, die mit Rechnen nichts zu tun haben.

Manche bekommen ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich ein Eis gönnen. Andere schmeißen mit Geld um sich, als ob es morgen abgeschafft würde. Wieder andere reden am liebsten gar nicht über Geld – aus Scham, weil sie zu wenig haben oder sogar, weil sie zu viel geerbt haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.

Geld ist selten nur Geld.
Es ist oft eine Frage der inneren Haltung

Die ersten Erfahrungen mit Geld machen wir in der Kindheit. Wir schauen unseren Eltern dabei zu, wie sie damit umgehen – bewusst oder unbewusst. Wir hören Sätze wie: „Geld wächst nicht auf Bäumen», „Wir müssen den Gürtel enger schnallen», oder „Wenn du was erreichen willst, musst du klotzen, nicht kleckern.»

Solche Aussagen prägen sich tief ein. Sie formen unsere Einstellung zum Geld, oft für ein ganzes Leben.

Was haben Sie gelernt? Sparen oder ausgeben? Fürchten oder genießen?

Wer in einem Haushalt aufgewachsen ist, in dem jeder Cent dreimal umgedreht wurde, entwickelt vielleicht eine tiefe Angst, später nicht genug zu haben – selbst wenn das Konto längst gut gefüllt ist.

Wer dagegen erlebt hat, dass Geld scheinbar immer da war, entwickelt vielleicht eine innere Selbstverständlichkeit im Umgang damit – oder auch ein Gefühl der Schuld, wenn man ohne eigene Leistung zu Vermögen kommt.

Die eine gibt nie Geld aus – aus Sorge, es könnte knapp werden. Der andere bezahlt ständig für alle – weil er sich sonst nicht wertvoll fühlt. Beide haben eines gemeinsam: Ihr Umgang mit Geld ist nicht frei.

Und dann kommt die Scham. Scham ist ein stiller Begleiter, wenn es ums Geld geht.

Scham, weil man Rechnungen nicht bezahlen kann. Scham, weil man Geld von den Eltern geerbt hat. Scham, weil man „zu viel» verdient im Vergleich zu anderen. Kaum jemand spricht offen über seine Finanzen. Dabei betrifft das Thema alle – unabhängig vom Kontostand.

Was also tun?

Wie kommen wir zu einem entspannteren, klareren Umgang mit Geld? Zuerst: Bewusstsein schaffen. Fragen Sie sich: Wie wurde in meiner Familie über Geld gesprochen? Welche Sätze habe ich als Kind immer wieder gehört? Was denke ich heute über reiche Menschen? Oder über arme? Wie fühle ich mich, wenn ich Geld ausgebe – oder bekomme?

Solche Überzeugungen wirken als unsichtbares Glaubenssystem im Hintergrund. Sie beeinflussen unser Verhalten, unsere Entscheidungen – und unser Wohlbefinden. Geld ist nicht der Feind. Und auch nicht der Retter. Es ist ein Mittel. Nicht mehr, nicht weniger. Aber das lernen wir oft erst spät – oder nie. Deshalb lohnt es sich, hinzuschauen.

  • Eine Therapie oder Beratung kann helfen, eigene Muster zu erkennen.
  • In systemischen Aufstellungen zeigt sich oft, welche Rolle Geld in der Familie spielt.
  • Manchmal reicht es auch schon, mit einer vertrauten Person offen über Geld zu sprechen – und zuzuhören, wie es bei anderen ist.

Wer sich selbst besser versteht, kann auch mit
Geld anders umgehen

Denn oft geht es nicht um das Geld an sich, sondern um das Gefühl dahinter.

Bin ich sicher? Genug? Frei? Anerkannt? Oder fehlt etwas – und ich versuche, es mit Geld zu kompensieren? Und wie fühlt sich Wohlstand an? Wohlstand ist nicht nur ein voller Geldbeutel. Wohlstand ist das Gefühl, genug zu haben. Genug Zeit. Genug Luft zum Atmen. Genug innere Ruhe, um Entscheidungen nicht aus Angst zu treffen, sondern aus Klarheit. Manche Menschen haben wenig Geld und fühlen sich trotzdem reich. Andere haben viel und leben ständig in der Angst, alles zu verlieren.

Was wir brauchen, ist ein gesunder, ehrlicher
Umgang mit Geld

Nicht zu geizig. Nicht verschwenderisch. Nicht voller Angst. Nicht überheblich. Ein Umgang, der zu uns passt. Der unsere Werte widerspiegelt und unsere Bedürfnisse.

Kleine Schritte, die helfen können:

  • Führen Sie ein Ausgaben-Tagebuch – nicht nur, um zu sehen, wo das Geld hingeht, sondern wie Sie sich dabei fühlen.
  • Üben Sie, sich selbst regelmäßig etwas Gutes zu tun – ohne schlechtes Gewissen.
  • Lernen Sie, „Nein» zu sagen, wenn jemand erwartet, dass Sie zahlen – obwohl es sich für Sie nicht stimmig anfühlt.
  • Erforschen Sie, ob das „Mangelgefühl» vielleicht gar nichts mit Geld zu tun hat – sondern mit einem Gefühl von innerer Leere, die gefüllt werden möchte.

Verwechseln Sie Großzügigkeit nicht
mit Selbstaufgabe

Es ist wunderbar, zu teilen, zu geben, zu spenden – wenn es freiwillig geschieht. Doch wenn das Geben dazu dient, Anerkennung zu bekommen oder sich selbst aufzuwerten, wird es zur Falle. Dann wird aus einer edlen Geste ein Versuch, sich unbewusst Liebe zu „erkaufen». Genauso ist es kein Zeichen von Stärke, wenn man aus Angst vor Knappheit immer spart – selbst wenn es einem längst gut geht. Auch das kann Ausdruck einer alten Prägung sein, die heute gar nicht mehr passt.

Fazit:

Geld ist nie nur Geld. Es ist ein Spiegel dessen, was wir über uns glauben. Wer mit sich selbst im Reinen ist, geht auch mit Geld klarer um. Wer sich selbst als wertvoll erlebt, muss sich nicht über Besitz definieren. Der Weg zu einem gesunden Verhältnis zum Geld beginnt nicht auf dem Konto. Er beginnt im Kopf. Und im Herzen. In diesem Sinne.