Konzertführer: Beethoven und Schumann zum Auftakt des Bellver-Festivals

TW
1

Beim Auftaktkonzert des Festivals de Bellver am kommenden Donnerstag wartet das OSIB mit besten Zutaten auf: Klassik-Highlights von Beethoven und Schumann und einem international renommierten Pianisten, dem 39-jährigen Russen Denis Kozhukhin. Der spielt unter der Leitung von Pablo Mielgo Beethovens 4.Klavierkonzert, umrahmt von der Leonoren-Ouvertüre Nr.3 und Schumanns letzter Sinfonie, der Vierten. Die Vita des Pianisten können Sie im Programmheft nachlesen.

Beethoven hat zu seiner einzigen Oper „Fidelio«, seinem Schmerzenskind, das er in seinem Streben nach absoluter Perfektion mehrfach umarbeitete, insgesamt vier Ouvertüren geschrieben: die drei Leonoren-Ouvertüren und die eigentliche Fidelio-Ouvertüre, die das Werk in seiner Endfassung einleitet. Gleichwohl lassen viele Dirigenten die Leonore Nr.3 auch heute noch vor dem zweiten Akt spielen. Im Gegensatz zur Fidelio-Ouvertüre, einem prägnanten Sonatensatz von Beethoven’scher Knappheit, ist sie eher eine sinfonische Dichtung, eine Art orchestraler Vorwegnahme der Handlung, und weist damit schon auf die Romantik. (Weber hat dieses Prinzip in seiner Freischütz-Ouvertüre aufgegriffen und eine Oper im Kleinen geschaffen, die Motive aus der Oper, einschließlich Samiel-Motiv und Schlusschor verwendet.) –

Die Eröffnungstakte von Beethovens 4.Klavierkonzert, ein G-du-Akkord, dem ein zur Ikone gewordene Phrase folgt, stellen eine Revolution dar: nie zuvor begann ein Klavierkonzert mit dem Solisten, immer hatte das Orchester das erste Wort. Und es ranken sich zahlreiche Legenden um diesen solistischen Beginn. Der große Wilhelm Backhaus soll gesagt haben, es vergehe kein Tag, an dem er diese Takte nicht spiele, und nie sei er restlos zufrieden mit seinem Spiel; der jüngst verstorbene Alfred Brendel arbeitete oft mehrere Stunden mit seinen Schülern nur an diesem Motiv. Es ist eben mehr als nur die „Visitenkarte des Pianisten«, wie Friedrich Gulda nonchalant behauptet hat! Es drückt in einer halben Minute die Grundstimmung des ganzen Konzerts aus und ist darüber hinaus ein formgebender Baustein für die folgenden dreißig Minuten. Matthias Kirschnereit hat in seiner fabelhaften SWR-Musikstunde über dieses Konzert Hesse zitiert: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne«! – Mehr über das Konzert erzählt Ihnen Michael Lohse im WDR3-Podcast „Meisterstücke«

Die 4. Sinfonie von Robert Schumann, uraufgeführt 1841 in Leipzig und 1851 von ihm überarbeitet, ist ein Meilenstein der romantischen Sinfonik und ein faszinierendes Zeugnis für Schumanns Streben nach formaler Geschlossenheit und dichter musikalischer Ausdruckskraft. Sie ist „aus einem Guss«: Im Gegensatz zu herkömmlichen Sinfonien seiner Zeit plante Schumann seine Vierte nicht als lose Abfolge einzelner Sätze, sondern als durchkomponiertes Ganzes. Die vier Sätze – Ziemlich langsam – Lebhaft, Romanze, Scherzo und Langsam – Lebhaft – gehen nahtlos ineinander über. Thematisches Material kehrt in unterschiedlichen Gestalten wieder, was dem Werk eine zyklische Struktur verleiht. So wird etwa das markante Anfangsmotiv später im Finale erneut aufgegriffen, wodurch die Sinfonie einen fast erzählerischen Zusammenhalt erhält. Schumanns Orchestersatz wurde von seinen Zeitgenossen manchmal als „dicht« oder „verschleiert« kritisiert. Doch gerade diese Klangfülle ist Ausdruck seiner romantischen Ästhetik – ein vielschichtiger, expressiver Ton, der nicht auf äußere Brillanz, sondern auf inneren Gehalt zielt. Besonders die Verwendung der Holzbläser in der Romanze oder die leidenschaftlichen Streicherfiguren im Scherzo zeigen Schumanns Fähigkeit, Klangfarben subtil zu mischen und Stimmungen differenziert auszuleuchten. Heinz Holliger erläutert Schumanns Vierte im BR-Podcast „Das starke Stück« Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie hier noch eine der wenigen Restkarten.