TW
0

Reines Vergnügen oder Marketing-Tool: Immer mehr Privatleute und Unternehmen nutzen Facebook, Xing, Twitter & Co. Die neuen Kanäle ermöglichen eine bessere Kommunikation und funktionieren als fokussierte Suchmaschinen. Experten warnen aber auch vor Risiken und Informationsüberflutung. Eine Umfrage unter MM-Lesern ergan folgendes Panorama:

Kim Ittner: Die 20-Jährige, die zurzeit „Angewandte Medien" in Palma studiert, ist seit drei Jahren in Facebook aktiv. Nach einem einjährigen Studienaufenthalt in den USA war das der „praktischste Weg", um mit ihren neuen Freunden aus L. A. in Kontakt zu bleiben.

Doch schon während ihrer Schulzeit sei sie in Facebook aktiv gewesen, auch weil sie als Mitarbeiterin der Schulzeitung und als Mit-Organisatorin etwa des Abi-Balls so am einfachsten Daten und News habe transportieren können. Trotzdem achte sie darauf, wie sie mit wem kommuniziere: „Mit meinen Eltern und überhaupt der Familie maile ich am liebsten."

Überhaupt müsse man darauf achten, dass in Zeiten sozialer Netzwerke die Fähigkeit zu Face-to-face-Gesprächen nicht vernachlässigt werde: „In unserer Klasse wird oft auch während des Unterrichts über Facebook kommuniziert statt bis zur nächsten Pause zu warten." Dahinter könne zum einen die Ungeduld stecken, wirklich immer auf dem neuesten Stand zu sein, zum zweiten seien etwa Probleme so schlicht einfacher zu lösen: „Man muss dem anderen dabei ja nicht in die Augen schauen und direkt reagieren."

Soziale Netzwerke seien in vielerlei Hinsicht „super-praktisch", vor allem was Aktualität in jeder Hinsicht angehe. Nur manchmal, wenn „wir in einer größeren Gruppe unterwegs sind, und kommen an einem Hotspot wie dem Cappuccino-Café vorbei", sei es schon auffällig wie alle nur noch Augen für ihr I- oder Smartphone hätten: „Da zählt nur noch der kostenlose Weg ins Internet."

Markus Tanner, Architekt und Geomant aus Llucmajor, hat sich sehr bewusst dagegen entschieden, in sozialen Netwerken mitzuwirken. Ein Hauptgrund, so der 55-Jährige: „Das Internet vergisst nie." Neben der fehlenden Transparenz in Sachen Datenschutz - „Wenn Sie da einmal drin sind, kommen Sie nie wieder raus" - sei ihm auch seine „Lebenszeit zu schade" dafür: „In einer immer schneller werdenden Gesellschaft habe ich einfach andere Prioritäten und wähle sehr bewusst aus, wie und mit wem ich meine Zeit verbringe."

Symptomatisch finde er auch den Gegensatz zwischen der Bereitschaft oder Fähigkeit von Menschen, im täglichen Leben etwas von sich preiszugeben und der fast absurden „Zeigefreudigkeit", die im Internet kursiere: „Da wird ja noch die Unterwäsche ins Netz gestellt."

Eine überaus zweifelhafte „Nähe," findet Markus Tanner, und ein ihm nicht ergründbares Anliegen zugleich. Frage man Menschen, warum sie etwa die gerade geschenkt bekommene, „selbstgemachte" Konfitüre ablichteten und ins Netz stellten, bekäme man auch schon deshalb keine Antwort, „weil sie sich entweder ertappt fühlen oder sich darüber noch nie Gedanken gemacht haben." Etwas unverblümter ausgedrückt, könne man auch von einer „galoppierenden Verblödung" sprechen, findet Markus Tanner: „Was soll das?"

Louis Lübke, 13, aus Port d‘Andratx: Der Schüler ist seit zwei Jahren in Facebook, hat inzwischen rund 270 Freunde und findet „es einfach cool, was man da alles machen kann": „Chatten, egal, wo du bist - man ist immer auf dem allerneuesten Stand." Fotos postet er auch gern, von spektakulären Sonnenuntergängen bis hin zu besonderen Ereignissen: „Im Dezember waren wir auf Mauritius, aus der Zeit habe ich 20 neue Freunde."

Facebook ist „nebenbei auf, wenn ich nachmittags meine Hausaufgaben auf dem PC mache." Mehr als anderthalb Stunden verbringt er aber meist nicht auf Facebook. Kommuniziert wird mit „aller Welt" und entsprechend multilingual: „Je nachdem, mit wem ich gerade chatte, in Deutsch, Spanisch, Englisch oder Französisch."

Balou, Mischling, 2, ist bei Facebook, weil sein Herrchen, Horst Zwipp, die Freude, die er an seinem vierbeinigen Freund hat, mit anderen teilen möchte. Beim Anblick des Kerlchens werden nicht nur schöne Frauen schwach: Als Balou im Sommer 2011 einen Aufruf startet - „Ich habe einen bösen Nachbarhund. Den möchte ich ärgern, indem ich die schönsten Models der Welt kenne" -, melden sich 150 (schöne!) Frauen - was natürlich auch sein Herrchen freut.

Ansonsten hat die Lovestory der beiden durchaus einen ernsten Hintergrund: Kurz nachdem Horst Zwipp den Welpen in einer Mülltonne gefunden hat, erleidet er einen Herzinfarkt. Nicht nur wegen der Spaziergänge, die die zwei seither machen: „Wir haben uns gegenseitig gerettet." Fazit: Eine echte Herzenssache.

Umfrage
Abstimmung ist geschlossen
242 Stimmen
19.83%
2.48%
54.55%
23.14%