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"Wenn wir in den Augen der PP krank sind, sollten wir eine Pension bekommen, dann wäre ich zufrieden", sagt Julián Díaz und lächelt süffisant. Der 47-Jährige fühlt sich von Spaniens regierender Volkspartei PP diskriminiert. "Ich will mich so nennen dürfen wie alle anderen auch. Ich zahle ja auch Steuern wie alle anderen", sagt er. Und meint damit: Ehepaare, die aus Mann und Frau bestehen. Solche Paare also, welche die katholische Kirche nur als Ehepaare anerkennt.

Julián Díaz und Rodolfo Olocco (57) gehören zu Spaniens Pionieren. Im Februar 1998 hatten sie ihre Beziehung als "eheähnliche Gemeinschaft" ( pareja de hecho ) eintragen lassen. Ein Jahr später traute sie Calviàs damalige Bürgermeisterin Margarita Nájera und trug ihre Lebensgemeinschaft ( unión de parejas convivientes ) in das Gemeinderegister ein - sechs Jahre vor der spanienweiten Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. 2005 heirateten sie dann in Juliáns Geburtsort Salamanca noch einmal. Als erstes Paar in Castilla-León.

Das größere Medienspektakel war aber ihre Hochzeit auf Mallorca. Ganz in weiß und belauert von Pressefotografen und Fernsehkameras gaben sich Julián Díaz und Rodolfo Olocco im Rathaus von Calvià das Ja-Wort. Nach einer Feier mit 200 Gästen ging es anschließend noch ins "Tito's" am Paseo Marítimo, immer verfolgt von Fernsehkameras. Die beiden waren schlagartig berühmt geworden, fremde Menschen sprachen sie auf der Straße an, egal ob in Madrid oder sogar auf Kuba. Sie wurden in TV-Sendungen bei spanischen Sendern eingeladen. "In Madrid bat mich eine Frau auf der Straße, mit ihrem Sohn zu sprechen, damit er sein Schwulsein akzeptiert."

Was hat ihnen die Ehe gebracht? "Faktisch brachte mir das eine Sicherheit. Falls Julián vor mir sterben sollte, hätte ich Anspruch auf eine Pension", sagt Rodolfo.

Zwei Pflegekinder haben sie im Laufe ihrer 25-jährigen Beziehung aufgenommen, allerdings nie als Paar. "Ich als Single und Julián als Single", sagt Rodolfo. Das eine für vier Monate, das andere für vier Jahre. Danach wollten die jeweiligen Mütter ihre Kind wieder zurückhaben, die beiden waren als Pflegeeltern machtlos.

Seit 2005 könnten sie auch ein Kind adoptieren, sofern der Einspruch der PP vor dem Verfassungsgericht keinen Erfolg hat. Das kommt für sie jedoch nicht mehr in Frage. Julián hat seinen Vater zu Hause gepflegt und jetzt seine Mutter. Außerdem arbeitet er noch in einem Restaurant. Damit sind die beiden ausgelastet. "Wenn mir jemand ein Kind bringen würde, würden wir es aufnehmen", sagt Rodolfo. Aber den Bewerbungsmarathon durchzumachen, um ein Kind adoptieren zu können, das wollen sie sich nicht mehr antun.

Einen Plan hat der getaufte Katholik Julián noch: "Ich will aus der Kirche austreten." Wenn der Gott dieser Kirche ihn nicht als Sohn wolle, wolle er auch nicht mehr zu ihm kommen. Was nichts mit seinem Glauben zu tun habe.

Rodolfo, der sich selbst als Agnostiker bezeichnet, hat der Religion schon länger den Rücken gekehrt. "Die Kirche hat für mich keine Autorität, um mich dafür zu verurteilen, wen ich liebe." Was die spanische Volkspartei künftig macht, ist ihnen weithin egal. "Das ist doch lustig. Innerhalb der PP haben sich doch viele schwule Paare getraut, der Justizminister hat mehrere Paare verheiratet. Da muss ich nur lachen", sagt Rodolfo.