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Eigentlich habe man da eine recht schöne Straße gebaut, sagt Steffen Müller auf seinem Balkon. Die frisch asphaltierte Strecke am Golfplatz Son Muntaner verbindet den Camino de Son Rapinya mit dem Camino de los Reyes. Genutzt werde sie jedoch kaum, sagt er. Der Grund: Noch fehlt eine direkte Anschlussstelle zur Autobahn, sie führt nur bis zum Kreisverkehr am Ortseingang.

Der starke Verkehr ist eines der Hauptprobleme von Son Rapinya. Gäste des Hotels Castillo Son Vida oder Arabella Sheraton, Bewohner des Nobelvorortes Son Vida, Eltern von Schülern der insgesamt neun Schulen, alle nutzen den Camino de Son Rapin-ya. Dieser teilt den Vorort in alte Bausubstanz (links in Fahrtrichtung stadtauswärts) und neue Reihenhäuser (rechts).

Der starke Zuzug von Familien ist auch den teils namhaften Schulen im Ort geschuldet, wie die La Salle. Dann überrascht der Ort mit kleinen Seitenstraßen und Häusern von der Jahrhundertwende mit einem Portal aus riesigen Palmen, wie in der Carrer Son Garrit oder der Carrer Formentera. Die Parroquía San Bartolomeu liegt direkt an der Hauptstraße. Ihr ehemaliger Pfarrer Francesc Adover, besser bekannt als Tio Paco, stand der Gemeinde 60 Jahre vor. Er hat heute einen eigenen Platz im 5.000 Einwohner-Vorort. Steffen Müller liebt das alte Son Rapinya. Er kauft gerne in Dorfläden bei Metzger Daniel Molinero oder dem Bäcker Forn de Son Rapinya.

"Wir bekommen vom Straßenlärm nichts mit", betont Müller, der Vertriebsmitarbeiter bei einem Umweltunternehmen in Port d'Andratx ist. Er wohnt im alten Son Rapinya im Camino Son Garrit, eine schmale Seitenstraße, die zu einem Wohnblock führt. Der Balkon erlaubt einen herrlichen Blick auf Son Vida, Son Muntaner bis zur Statue Na Burguesa im Stadtteil Gènova.

"Die Nähe zur Stadt gefällt meiner Frau Arantxa und mir besonders gut", sagt er. Eigentlich sind sie vor zwei Jahren hauptsächlich wegen der Schwiegereltern in die Wohnanlage gezogen. Die kümmern sich regelmäßig um die beiden Enkelkinder. Seine Frau, eine gebürtige Madrilenin, ist in Son Rapinya aufgewachsen und hängt an diesem Stadtteil.

In Zeiten der Industrialisierung war er eine Schlafstadt für Arbeiter, entstand gleichzeitig mit Son Gotleu und Son Cladera. Die Buslinie 7 verbindet das Problemviertel Son Gotleu noch heute mit Son Rapin-ya und dem Nobelort Son Vida. Die komplette Strecke fährt wahrscheinlich niemand. Der nahe gelegene "Luxus-Hügel" von Son Vida hinterlässt auch in Son Rapinya seine Spuren.

Allein sieben namhafte Immobilienfirmen haben ihr Büro an der Durchfahrtsstraße, im Angebot führen sie vor allem Millionenobjekte. Deren Bewohner verlaufen sich eher selten nach Son Rapinya. Der Luxus hält sich dezent auf Abstand zum ehemaligen Arbeiterort.