Hoffen nach erfolgreichem Abschluss ihres Deutsch-Kurses auf einen Ausbildungsplatz in Norddeutschland: SchülerInnen der Sprachenschule "Die Akademie" in Palma.

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Auch die Handwerkskammer Reutlingen hat die Zeichen der Zeit erkannt: Demnächst will sie einen Info-Talk für Betriebe anbieten, um Optionen vorzustellen, "junge Spanier und Spanierinnen einzustellen". Angesichts des Fachkräftemangels in der Region einerseits und der extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien andererseits stellen Vertreter der spanischen Botschaft, der Handwerks-kammer und weitere Experten neue Kooperationsmodelle vor.

Bereits in fortgeschrittenen und vielversprechenden Verhandlungen steht die Sprachenschule "Die Akademie" in Palma mit einem großen Dienstleistungsunternehmen in Norddeutschland: Erfolgreichen Absolventen der Deutsch-Kurse wird dort ein gut dotierter Ausbildungsplatz in Aussicht stellt.

Zum Arbeiten nach Alemania - ein krisenbedingter Boom, der gerade erst begonnen hat. In keinem anderen Land ist die Jugendarbeitslosigkeit so hoch wie in Spanien: Ein Viertel aller Spanier ist ohne Job - unter den jungen Menschen unter 25 Jahren findet mehr als jeder Zweite keinen Job.

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Kein Wunder also, dass es nicht nur spanienweit, sondern speziell auch auf den Balearen immer mehr gut ausgebildete Jugendliche auf der Suche nach attraktiven Berufsperspektiven nach Deutschland oder in ein anderes europäisches Nachbarland zieht: Die Gesamtzahl spanischer Arbeitnehmer in Deutschland ist laut Statistik der Bundesanstalt für Arbeit innerhalb nur eines Jahres um 11,5 Prozent auf aktuell über 46.000 gestiegen. Primär immer mehr junge Spanier zwischen 18 und 34 Jahren verlassen ihre Heimat - unter ihnen zunehmend auch junge Mallorquiner.

In den verschärften Krisenjahren seit 2009 sollen sich insgesamt 1,3 Millionen Spanier dieser Altersgruppe auf der Suche nach einer beruflichen Zukunft ins europäische Ausland begeben haben - darunter rund 16.000 junge Mallorquiner zwischen 20 und 34 Jahren (Quelle: Zeitarbeitsvermittlung Adecco). Nicht wenige fühlen sich von den wirtschaftlichen Umständen in der Heimat zu diesem Schritt regelrecht gezwungen: Trotz oft hoher Qualifikation finden sie nur in Ausnahmefällen einen adäquaten Berufseinstieg - wenn überhaupt lediglich unterbezahlte Jobs ohne Perspektiven.

Alemania gilt als besonders attraktives Berufsfeld, der Run auf die Deutsch-Sprachkurse auf der Insel ist ungebrochen. Die "Fachkräfteoffensive" des Deutschen Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) kommt für viele genau zur richtigen Zeit: Um den Fachkräftebedarf in Alemania für die Zukunft zu sichern, haben sich das BMAS, das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und die Bundesagentur für Arbeit (BA) zusammengeschlossen, um Unternehmen dabei zu unterstützen, "neue Wege in der Personalgewinnung im In- und Ausland zu beschreiten".

Die Ziele der Jugendlichen, so Adecco, die sich ins Ausland aufmachen, sind meist klar formuliert: berufliche Verantwortung, adäquate Vergütung, Autonomie sowie realistische Aufstiegsmöglichkeiten. Auf den Balearen hat Adecco eine leichte zahlenmäßige Überzahl der Männer unter den jungen Auswanderern konstatiert: Von den 16.000 insgesamt sind 60 Prozent männlich. Im spanienweiten Vergleich liegt die Zahl junger Auswanderer auf den Balearen statistisch an zweiter Stelle: Nach den Kanaren (mit einem Zuwachs von 51,5 Prozent seit 2008) stieg ihre Zahl um 44,4 Prozent. Und ein Ende des Booms scheint nicht in Sicht.

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