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Die Fotosession am Strand dauert gerade fünf Minuten, da kommt ein Tourist aus dem westfälischen Bielefeld auf den Boxstar zugerannt. "Marco, ein Foto. Mensch, wir haben 13 Karten für den Kampf gekauft", sagt der. Marco Huck nimmt ihn in den Arm, es wird ein Foto gemacht. "Grüß alle von mir", sagt Huck, der bürgerlich eigentlich Muamer Hukic heißt und aus Serbien stammt. In Bielefeld hat er seine Jugend verbracht, dort Kickboxen gelernt, später beim Bielefelder BC Vorwärts geboxt.

Im benachbarten Halle wird er am 3. November in den Ring steigen, um seinen Weltmeistertitel im Cruisergewicht (bis 90 Kilogramm) zu verteidigen. "Das ist eine Riesenmotivation. Die Stimmung im Gerry-Weber-Stadion ist unglaublich", sagt er. Der Modemacher ist auch einer von Hucks Hauptsponsoren, sein Boxpromoter heißt Wilfried Sauerland, beides bekennende Mallorca-Liebhaber.

Weder Weber noch Sauerland sind jedoch der Grund dafür, warum er sich anderthalb Wochen im Shinkai-Gym von Santa Ponça quält. "Ich wollte hierhin, Ulli (sein Trainer) wäre ja wieder nach Kienbaum (Leistungszentrum in Brandenburg, d.Red.) gefahren und da sagen sich Fuchs und Gans gute Nacht", sagt er lachend. In Santa Ponça wohnt er mit Trainer Ulli Wegner im frisch renovierten Boutique-Hotel Playas del Rey, fünf Gehminuten vom Gym entfernt und hat den Strand vor der Haustür.

"Auf Mallorca habe ich 2006 meinen ersten richtigen Urlaub gemacht, bin mit Manuel Charr (Schwergewichtsboxer, d.Red.) böse am Ballermann abgestürzt." Als Weltmeister könne man ja auch mal etwas einfordern, also habe er sich von Sauerland ein Mallorca-Trainingslager gewünscht, sagt er spitzbübisch grinsend.

Im Ring ist Huck eher humorlos, seine Schlagkraft ist gefürchtet. Der 27-Jährige sucht stets den K.o., hatte Alexander Powetkin, den einzigen Schwergewichtsweltmeister, der nicht Klitschko heißt, am Rande einer Niederlage. Viele Kommentatoren sahen Huck als Sieger, offiziell verlor er nach Punkten. Sauerland schickte ihn wieder ins Cruisergewicht zurück.

Der Kampf gegen den 42 Jahre alten, technisch versierten Deutsch-Türken Firat Arslan ist eine freiwillige Titelverteidigung. Sie bereitet Huck etwas Unbehagen. Er mag und respektiert Arslan. "Ich hätte lieber einen Russen oder Amerikaner geboxt, da kann man schön draufhauen", sagt er. Arslan ist nicht nur ein exzellenter Techniker, sondern auch körperlich und konditionell stark.

Aber Boxen ist eben sein Job und den Gegner kann man sich nicht immer aussuchen. Huck kann dank seiner Erfolge sich und seiner großen Familie in Berlin ein sorgenfreies Leben bieten. Mit Teamkollege Artur Abraham verbindet ihn eine enge Freundschaft. Sollte er gegen Arslan gewinnen, will Huck noch einmal im Schwergewicht angreifen. "Einer der Klitschkos" sollte es sein. "Huka", wie ihn seine Freunde seit Kindesbeinen nennen, wäre dann einer der ganz Großen. Die Fotosession am Strand würde dann gewiss ein Massen-event.