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Vor zehn Jahren war der Küstenabschnitt zwischen der Cala Gamba und Ca'n Pastilla lediglich ein Stück Brachland in der Einflugschneise des Flughafens von Palma. Seit dem Bau des Radwegs haben immer mehr Touristen die Strecke entdeckt und mit ihnen auch die Hundehalter. "Es Carnatge", so heißt der eigentlich wenig attraktive Naturstrand neun Kilometer von Palmas Stadtzentrum, ist seit Mai dieses Jahres offiziell ein Hundestrand. Die Tiere, sofern sie keine Kampfhunde sind, dürfen dort ohne Leine am Wasser zu jeder Jahreszeit entlangtollen.

Dafür hat unter anderen Nieves Martín von der Tierschutzvereinigung Baldea gesorgt. "Das wurde ja auch Zeit. Allein in Palma sind 72.000 Hunde mit Chip registriert, insgesamt kann man also von rund 100.000 Tieren ausgehen", sagt sie. Bedarf sei also reichlich vorhanden, zudem belegten von Martín angeforderte Zahlen des Flughafens, dass jährlich 66.000 Gäste mit ihren Hunden auf die Insel kommen. Die "Caniparcs", für Hunde ausgewiesene Grünzonen in Palma, reichten dafür nicht aus.

Ein Schild weist Es Carnatge bereits als Hundestrand aus, noch sind Besucher jedoch zurückhaltend. Auf den rund 33.000 Quadratmeter Felsen und Naturstrand lässt nicht jeder seinen Vierbeiner frei laufen. Es ist auch nicht immer einfach, Hunde davon abzuhalten, den unmittelbar angrenzenden Radweg zu betreten oder den lediglich mit Tauen abgegrenzten Teil mit einheimischen Pflanzen. Denn hier gilt: Betreten auf vier Pfoten verboten. Zuwiderhandlungen können für die Herrchen und Frauchen saftige Strafen mit sich bringen, bei 300 Euro liegt in Palma derzeit der "Standardsatz" für kleinere Vergehen gegen den Hundekodex. Dazu gehört auch, die Exkremente einzusammeln. Es Carnatge ist als Testphase auf ein Jahr angelegt. "Wir achten darauf, dass die Hundehalter die Regeln einhalten", sagt Nieves Martín. Sie weiß: Sollte es dauerhaft Ärger etwa mit den Anwohnern geben, wird das Schildchen mit dem Hundestrandhinweis wieder verschwinden.

Die Stadt Palma zeigt sich durchaus offen für Vorschläge: Auch Martins Vorschlag, die Mitnahme von Hunden in Stadtbussen der Linie 30 zu erlauben, ist auf offene Ohren gestoßen. Der Vorschlag liegt im Stadtrat, ist aber noch nicht abgesegnet, bei der EMT heißt es derzeit noch: Keine Hunde an Bord. Nieves ist aber überzeugt: Der Test wird kommen. Sollte er erfolgreich sein, könne man bald in allen Bussen Hunde mitnehmen, sagt sie. Möglich ist es bislang schon in den Flughafenbussen. Dort müsse der Vierbeiner aber in seiner Box "einpackt" sein, erklärt Martín.

Als Schritt in die richtige Richtung interpretiert sie auch die Vorstöße der Gemeinden Santa Margalida, Pollença und Artà an Mallorcas nördlicher Küste. Etwa auf halber Strecke zwischen dem Küstenort Can Picafort und Son Serra de Marina gibt seit dem Frühjahr den Hundestrand "Na Patana" im Gemeindeteil Son Bauló. Mit der neuen Freiheit für Vierbeiner wurden dort allerdings auch die Strafen verschärft. Mit Bußgeldern von 90 bis 300 Euro liegt man dort im Schnitt, allerdings reicht schon ein fehlender (leerer) Kotbeutel. Hundehalter, die keinen "in petto" haben, können dafür schon verwarnt werden. Beschwerden der Anwohner über verdreckte Gehwege hatten nach Medienberichten zu dieser rigiden Regelung geführt.

Ein Stück von "Na Patana" Richtung Osten beginnt das Gemeindegebiet von Artà. Dort kann man nach Auskunft der Lokalpolizei seine Tiere in den Abschnitten laufen lassen, wo sich kein erkennbarer Strand befindet, auch in der Hochsaison.

Als Hundestrand ausgewiesen ist zudem noch ein Strand in der Gemeinde Pollença. Der "Llenaire" befindet sich von Alcúdia kommend am Anfang des langen Strandes an der Promenade von Port de Pollença, erkennbar am Baumbewuchs.

Geht es nach Baldea-Sprecherin Nieves Martín, sollten Hundestrände auf Mallorca der Normalfall sein, ausgewiesene Badestrände mit Blauen Flaggen die Ausnahme. In diesem Jahr sind es 63, blieben mehr als 150 für Vierbeiner übrig. Ob es so weit gehen wird mit der Hundeliebe in Mallorcas Gemeinden, bleibt abzuwarten.