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Dass sie am Abend dieses Tages einen Kuss vom balearischen Ministerpräsidenten bekommen würde, hätte sich Marianne Klevers beim Aufstehen nicht träumen lassen. José Ramón Bauzá hatte das Rentnerpaar aus Grevenbroich-Frimmersdorf (Rhein-Kreis Neuss) in seinen Amtssitz eingeladen, um sie für 50 Jahre Treue zur Insel zu ehren. "Das ist Ihr Haus", sagt er dem überwältigten Paar auf Deutsch.

"Die Herzlichkeit, mit der wir hier behandelt werden, ist etwas Besonderes. Dabei sind wird doch ganz normale Touristen", sagt Mariannes Ehemann Eduard Klevers gerührt, für die spanische Presse übersetzt von seinem Freund Lluc Pou.

Pou war es auch, der die Ehrung eingefädelt hatte, er ist ein guter Bekannter des balearischen Tourismusministers Carlos Delgado. Pou war der Meinung, dass 50 Jahre Treue zur Insel und rund 100 Mallorca-Besuche Grund genug für einen Empfang beim Ministerpräsidenten wären. Der sah das offensichtlich genauso so. Es ist auch ein kleines Dankeschön für den Freund aus Deutschland: Klevers hat Lluc Pou in den 70er Jahren bei der Jobsuche in Alemania geholfen.

Die Treue zur Insel begann aber schon viel früher und hat vor allem mit der Freundschaft zu einer Hoteliersfamilie zu tun. Seit ihrem zweiten Urlaub auf der Insel sind die Klevers stets in den Hotels der Familie Cabrer abgestiegen, bis auf zwei Jahre, in denen sie eine Wohnung besaßen. "Die sind wie eine Familie für uns", sagt Eduard Klevers.

Als sie zum ersten Mal im Mai 1964 im Cabrer-Hotel "Marracana" in S'Arenal Urlaub machten, luden sie den damaligen Chef Jordi Cabrer Senior retour in die deutsche Heimat ein. Im darauffolgenden Winter nutzte der Mallorquiner gleich die Einladung, als er seinen Vertrag mit einem deutschen Reiseveranstalter verlängern musste. Das Ritual wiederholte sich nun jedes Jahr und manchmal kamen die Gäste sogar zu viert ins "Hotel Klevers". "Bei uns haben sie zum ersten Mal Schnee gesehen", erinnert sich der 74-Jährige.

Auf Mallorca waren die Klevers schon längst keine normalen Gäste mehr. Eduard Klevers erinnert sich lachend, dass die Großmutter des heutigen Inhabers Jordi Cabrer darauf bestand, vom deutschen Gast zum Arzt gefahren zu werden. "Sie ließ sich extra zum Hotel bringen, ich bin dann ins Auto gestiegen und hab sie zum Arzt gefahren."

Das Familienauto bekamen die Klevers aber auch für ihre Ausflüge, wann immer sie wollten. Enkel Jordi bestand unterdessen darauf, mit Marianne Klevers "Ping Pong" zu spielen. "Heimlich, weil seine Mutter nicht wollte, dass er die Gäste störte", sagt sie. Derselbe Jordi ist auch am Tag der Ehrung dabei, als gestandener Hotelier.

Ein anderer Urlaubsort kam für das Ehepaar nicht in Frage, auch als Sohn Bernd nicht mehr mitfuhr. Von Mallorca aus besuchten sie die anderen Baleareninseln oder das spanische Festland. Langweilig wurde es nie. Ihr liebster Monat: Der Februar mit der Mandelblüte. Einen Lieblingsort haben die Rentner nicht. "Wir sind immer unterwegs auf der Insel."

Zu Hause im Rheinland halten sie sich über das Mallorca Magazin über das Geschehen auf der Insel auf dem Laufenden und ärgern sich manchmal über die Medien in der Heimat, wenn sie über ihre geliebte Insel schlecht schreiben. "Die Journalisten kennen sich meistens gar nicht auf Mallorca aus", sagt Marianne Klevers.

Natürlich wohnen sie auch in ihrem aktuellen Urlaub wieder in einem Cabrer-Hotel, dieses Mal im "Manaus", unweit des Club Náutico in Arenal. Die Flüge sind mittlerweile etwas teurer geworden, für ihren ersten in der Propeller-Maschine bezahlten sie 80 Mark. "Dafür dauerte er viereinhalb Stunden", sagt Klevers. Den Mallorca-Urlaub wird es dennoch auch in Zukunft weiter geben. "Wir kommen so lange es geht, auch auf Krücken, wenn es sein muss", sagt der Rentner bestimmt.