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Ebenso wie die afrikanischen Straßenverkäufer sind sie den Behörden ein Dorn im Auge: asiatische Masseusen, die in Scharen ihre Dienste an den Stränden Mallorcas anbieten. Hilft der verbotene Service beim Entspannen oder überwiegt der Ekel-Faktor? MM hat einen Selbstversuch gewagt.

"Massage, Massage", heißt es in gebrochenem Englisch auf dem Strand von Magaluf schon nach einer Minute gleich mehrfach. An einem langen Badetag mag es nerven, immer wieder ungefragt angesprochen zu werden, zum Testen ist es praktisch: Zehn Euro verlangen Shira und Li für eine Massage im Nacken- und Rückenbereich, 20 Euro für eine Ganzkörperbehandlung. Auf Letztere verzichtet der Redakteur besser. Nicht, dass im Sündenpfuhl von Magaluf noch Missverständnisse aufkommen, war doch in diversen Medienberichten schon öfter die Rede von "Happy End". Zumal die Kommunikation mit den Damen eher schwierig ist. Neben den Vornamen ist eigentlich nur aus ihnen herauszubekommen, dass sie aus China kommen.

Etwas vom Massieren scheint das Duo jedenfalls zu verstehen, das gehört in Asien wohl zur Allerweltskultur. Da ich der letzte Kunde vor Feierabend bin, nehmen mich die beiden sogar zu zweit in die Mangel. Klopfen, kneten und drücken, speziell an der Oberarm-Muskulatur und an den Rippenbögen – was die Chinesinnen nach dem Einölen mit ihren Händen anstellen, ist anstrengend und tut ein bisschen weh. Gefühlt in etwa so, wie bei der Behandlung in einem Studio in Deutschland.

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Nun gut, vielleicht fangen die Mitarbeiter dort etwas sanfter an, bevor es zur Sache geht. Außerdem haben sie in der Regel eine zweieinhalbjährige Ausbildung in medizinischer Massagetechnik absolviert – zumindest wenn die Therapie-Einheit von der Krankenkasse bezahlt werden soll. Was sicher hilfreich ist, um Verspannungen zu orten und gezielt zu behandeln.

Shira und Li gehen mit dem Rücken dagegen eher undifferenziert und rustikal um: überall gleich viel Druck mit eintönigen Bewegungen. Nicht optimal, trotzdem fühlt sich der Nacken nach den etwas hastig wirkenden sieben, acht Minuten einen Tick besser an - vielleicht auch, weil die Verspannungen von der Bildschirmarbeit diese Woche gleichmäßig links und rechts sitzen. Also eher Wellness als chronische Schmerzen: So etwas ist auch in Deutschland ohne spezielle Zulassung erlaubt. Nicht umsonst boomen dort zum Leidwesen der alteingesessenen Masseure die Thai-Studios.

Hygienisch ist auf den ersten Blick nichts gegen die Strand-Massage einzuwenden: In der Tasche haben Shira und Li Frischetücher dabei, die unaufgefordert zum Einsatz kommen. Nicht viel anders als einige Meter weiter in der Massage-Lounge in erster Meereslinie. Ein Waschbecken gibt es auch dort nicht. Leider wollen sich die (spanischen) Mitarbeiterinnen nicht fotografieren lassen. Sie werden schon wissen warum.

Dennoch kommt ihr Service bei den Behörden natürlich besser an: Allein wegen der legalen Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, während die Damen aus Asien oft keine Papiere haben und angeblich von Schleusern ins Land gebracht werden. Dem will die Gemeinde Calvià nun einen Riegel vorschieben: Massagen am Strand wurden ganz offiziell als Dienstleistung ausgeschrieben, zum regulierten Tarif von einem Euro pro Minute. "Es gibt Interessenten. Demnächst wird entschieden, wer eine Lizenz bekommt", so eine Sprecherin. Spätestens dann verlieren Shira und Li wohl ihren Job – wenn sie nicht vorher schon Ärger mit der Polizei bekommen.